GartenLeben: Wachstumschancen

Drei Gärtner arbeiten in einem Garten mit roten Tulpen.
Mit den Experten des Barockgartens Schloss Hof in die neue Blühsaison. Heute: Leben ist Veränderung, besonders im Grünen.

Es gibt kaum etwas Gemütlicheres, als auf einem Sonnenbankerl im Freien vor einer Ziegelmauer zu sitzen, umgeben von Blattwerk und zarten Blütenschleiern. Aber noch ist es nicht so weit. Die Pracht der Rosen und sommerblühenden Stauden existiert vorläufig nur in der Vorstellung. Die Realität ist ein Beet, in dem neben rot blühenden Tulpen jede Menge Unkraut wächst.

Zwei Gärtner beschneiden Buchsbaumhecken in einem formalen Garten.

Alena Waldegger, Gärtnerin in Schloss Hof, hockt schon einige Zeit zwischen den Tulpenreihen und rupft so manchen unerwünschten Beet-Besucher aus – Persischer Ehrenpreis, Acker-Stiefmütterchen, Vogelmiere. Noch füllen die überwinterten Stauden nicht das ganze Erdreich aus, nicht jeder Zentimeter Beet ist bepflanzt. "Diese Lücken nutzen die früh blühenden Unkräuter schamlos aus."

Ein Gärtner bindet Kaiserkronen in einem Blumenbeet fest.

Weil auch Reporter einen Garten mit Problemzonen haben, ist die Frage nach Pflanztipps unvermeidlich. Frau Alena nutzt die Gelegenheit, um den Rücken durchzustrecken und im Katalog nachzuschlagen – "meine Lektüre". Ein wenig bekannter Kandidat für schattige Platzerln in feuchter Erde: Omphalodes verna "Alba", das weißblütige Gedenkemein mit panaschierten Blättern. Für Natur-Gärtner interessant: Außerhalb der Gärten kommt diese Art nur in Süd-Kärnten vor, eine botanische Rarität also.

Ein Gärtner schneidet mit einer Heckenschere eine niedrige Hecke in einem Garten.

Egal, wohin man auch schaut, überall sind fleißige Hände am Werk. Zum Beispiel die von Gartenlehrling Nicole Kozisek. Zuschauer werden sofort eingeteilt und lernen anzupacken: "Schere umdrehen, gerade ansetzen und abstehende Zweige ausschneiden." Das Ergebnis der Feinarbeit ist eine akkurat geschnittene barocke Beetumfassung für die 35.000 Tulpen und Narzissen, die im vergangenen Oktober gesetzt wurden. Jetzt, Anfang Mai, sind die meisten Zwiebeln draußen, einige sind auffallend weich. "Das ist Schimmel, hochansteckend für andere Pflanzen", warnt Schlosshof-Gärtner Erich Muhr.

Garten ist stete Veränderung. Das Ende der Zwiebelzeit leitet die bunten Mai- und Junitage ein – mit Tagetes, Petunien, Nemesien, Spinnenblume, Steinkraut, Löwenmaul und Kosmeen.

Ausflugtipp:

Schloss Hof Gartentage. 17.–20.Mai 2012, 10–18 Uhr. Mit Pflanzentauschbörse & Kaufberatung, Barockgartenführung, Kinderprogramm. Erwachsene 11 €, 6–18 Jahre 7,50 €.

Leitfaden: Pflanzen für ihr Staudenbeet

Eine Person stutzt eine grüne Hecke mit einer großen Gartenschere.

1 Bodenständige Ansprüche

Beetstauden haben hohe Ansprüche an den Boden, er sollte lehmig-humos sein. Die Bodenreaktion gibt einen ersten Hinweis auf die Artengarnitur. Schafgarbe, Glatt­blattastern, Chrysanthemen, Rittersporn, Sonnenblume, Pfingstrose, Phlox und Gelenkblume mögen es schwach alkalisch, Bergaster, Nachtkerze und Steppensalbei bevorzugen stärker basische Böden, Lupinen, Goldruten und Ehrenpreis sind im schwach sauren Bereich zu Hause.

2 Komposition der Farben

Kräftige Farben eignen sich für kleine Ecken in der prallen Sonne. Hierher gehören blaue Glockenblumen und orangerote Taglilien. Auf großen Flächen wählen Sie besser dezente Farbtöne, etwa Frauenmantel, Ziest, Edeldistel, Fetthennen und Astern.

3 Ideale Standorte

Ein dritter Gesichtspunkt für die Staudenauswahl: In sonnigen Beeten kommen Sonnenbraut, Sonnenauge und Fackellilie zur Geltung. Im Halbschatten sind Astilben, Elfenblumen, Goldnesseln, Trollblumen, Akelei und Gedenkemein gut aufgehoben.

Tipp des Gärtners: Das Insekten-Hotel

Ein Mann kniet neben einem Insektenhotel im Garten.

Für den Menschen nützliche Insekten bestäuben Blüten oder fressen Schädlinge. In der freien Natur können Wildbienen, Erdhummeln und Wespen die Eier in Bohrgängen von Käfern und in Ast-Höhlen ablegen. Solche Stellen fehlen in unseren aufgeräumten Gärten meist. Wer ein Insekten-Hotel bauen möchte, bindet ein Bündel von ca. 20 cm langen Schilf-, Bambus- oder Holler-Stäben zusammen, verschließt eine Seite mit Lehm und hängt sie in Richtung Süden an einem sonnigen, geschützten Platz auf. Ohrenschlüpfer – sie fressen Spinnmilben und Blattläuse – bevorzugen Tontöpfe, gefüllt mit Holzwolle oder Stroh, sagt Schloss-Hof-Gärtner Erich Muhr.

Kommentare