Ein Spiel mit dem Licht

Ein modernes Holzhaus mit großen Fenstern und einem begrünten Hang im Hintergrund.
Ein Bauwerk, das die Verbindung zwischen Natur und Gebäude widerspiegelt – das war die Idee aus der heraus das "Haus am Fels" entstand. Der moderne Entwurf vereint nicht nur ökologische Aspekte, sondern fügt sich auch in die Umgebung des Rheintals optimal ein.

Helena Weber hatte von Anfang an genaue Vorstellungen, wie ihr 165 Quadratmeter großes Einfamilienhaus, im Rheintal in Vorarlberg gelegen, aussehen soll. "Zu Beginn der Planung analysiere ich sorgfältig, wie auf den gegebenen städtebaulichen Kontext und die spezifische Umgebung Bezug zu nehmen ist. Gerade an diesem Ort mit starker Präsenz der naturräumlichen Gegebenheiten sollte sich das Gebäude bestmöglich in diese integrieren", erklärt die Vorarlbergerin ihre Intentionen für die Verschmelzung von Natur und Bauwerk. "Das Haus sollte den natürlichen Geländeverlauf so wenig wie möglich verändern. Aufgrund des felsigen Untergrundes wäre es zudem besonders aufwendig gewesen."

Das Gebäude selbst steht auf einem zurückgesetzten betonierten Sockelgeschoss, das seitlich an das felsige Hanggrundstück anschließt. Bei der Errichtung spielten natürliche Materialien eine große Rolle. So ist die Fassade mit Weißtannenlamellen ummantelt, die neben dem Sichtschutz noch einen ganz besonderen Effekt erzielen. "Sie haben einerseits eine Sichtschutzfunktion, erzeugen aber auch ein variantenreiches Lichtspiel. Die Atmosphäre in den Räumen ändert sich im Lauf des Tages mit dem Sonnenverlauf", sagt die Architektin. In den Innenräumen setzt sich das Holzthema weiter fort. Die Lattenschraffuren gehen an Decken und Wänden in geschlossene Weißtannen-Täfer über und auf dem Boden liegen massive Eichendielen. Webers Vorliebe für das natürliche Material kommt aus ihrer heimischen Verwurzelung. "In Vorarlberg wurde schon immer sehr viel mit Holz gearbeitet, nicht zuletzt deshalb, weil der Rohstoff vor Ort zur Verfügung stand. Die Art und Weise wie man Häuser baut, ist heute natürlich eine andere als früher. Trotzdem gibt es hier noch immer eine qualitätsbewusste Tradition im Holzbau."

Ein modernes Holzhaus mit großen Glasfronten und einer Terrasse.
Großzügige Fensterflächen, die einen weiten Blick über das Rheintal-Gebiet erlauben, lassen die Nähe von Natur und Gebäude ebenfalls spüren. Um einerseits die Großzügigkeit des Hauses zu unterstreichen und um andererseits genügend Privatsphäre zu erlauben, ist die gesamte Wohnfläche in unterschiedliche Zonen aufgeteilt. So wirken sowohl Wohn- und Esszimmer, als auch die offene Küche, der Abstellraum und die Garderobe als optisch eigenständige Elemente ohne durch eine Tür getrennt zu sein. Im Untergeschoß dominieren weiße Wände aus Gipskartontafeln. Dort befinden sich neben einem Technikblock auch die drei Schlafräume und die zwei Bäder. Sie öffnen sich ausschließlich zum Tal Richtung Südosten. "Mit wenigen architektonischen Gesten wird ein Ort geschaffen, der neben schützenden Rückzugsbereichen auch Raumsequenzen mit großzügigen Öffnungen Richtung Talschaft samt wunderbarem Ausblick bietet", unterstreicht die studierte Musikerin und Architektin die Vorteile des Hauses.
Ein Mädchen steht in einem hellen, modernen Wohnzimmer mit Blick auf eine grüne Landschaft.
Verschiedene Außenräume sind kennzeichnend für das Gebäude. "Verschiedenartige Raumsituationen unterschiedlicher Qualität zu schaffen, sowohl innen als auch in den Außenbereichen, war mir besonders wichtig. Durch die Möglichkeit, diese miteinander zu verbinden, entsteht eine spannende Raumlandschaft." Neben einer großen überdachten Terrasse besitzt das Haus zudem einen weitläufigen Innenhof mit einem Ahornbaum, dessen Blätter eine schützende Überdachung bilden. Eine weitere schmale Terrasse sorgt gleichzeitig für einen idealen Sonnenschutz.

Zum nachhaltigen Konzept des Hauses zählt natürlich auch der möglichst geringe Energieverbrauch. Ein Holzspeicherofen ergänzt die Fußbodenheizung des Niedrigenergiehauses, das zusätzlich mit Fotovoltaik und Erdwärme zum Haushalten beiträgt. "Neben einem atmosphärischen Mehrwert ist mir die Einbindung ökologischer Aspekte ebenfalls sehr wichtig", sagt Weber. Die Verwendung von natürlichen und transportgünstigen Baumaterialien aus nachwachsenden Rohstoffen, sowie die Beauftragung von Handwerkern aus der Region, trugen ihr Übriges dazu bei.

Schwarzweiß-Porträt einer Frau mit dunklen, kurzen Haaren und einem Blazer.
Helena Weber, Inhaberin gleichnamigen Büros, studierte Architektur an der Technischen Universität Graz, sowie an der University of Oulu in Finnland. Erste berufliche Erfahrungen sammelte sie bei diversen Tätigkeiten im In- und Ausland. Unter anderem praktizierte sie bei „Hilmer & Sattler und Albrecht“ in Berlin sowie bei Klaus Kada in Graz.

Seit 2008 ist sie selbstständige Architektin in Dornbirn. Sie realisierte zahlreiche Projekte sowohl im privaten als auch im öffentlichen Bereich. 2015 wurde der Entwurf „Haus am Fels“ mit dem „Häuser des Jahres“-Award ausgezeichnet. www.helenaweber.at

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