Den Trend zur Reduktion gab es in der Designgeschichte schon öfter. In der Bauhaus-Ära etwa, als Gestalter wie Marcel Breuer oder Mies van der Rohe erste Nüchternheit in die Wohnzimmer brachten. Oder in den 50er-Jahren, als die archetypische Formensprache an der Hochschule für Gestaltung in Ulm einen neuen Höhepunkt fand. Als Synonym für diese Bewegung steht Max Bills "Ulmer Hocker", ein aus drei Brettern und einem Besenstiel zusammengebautes Multifunktionsmöbel, das bis heute überaus beliebt ist.
Auch junge Gestalter verfolgen diesen Ansatz und schaffen puristische, klar verständliche und intuitiv zu bedienende Objekte. Das
designforum
Wien widmet solchen Produkten nun eine Ausstellung und zeigt 68 Arbeiten aus ganz
Europa. "Die Poesie der neuen Einfachheit steckt in den bodenständigen und alltäglichen Dingen, in der Perfektion des Details und oft in einem Augenzwinkern und einer Prise Humor", so die Veranstalter, die in dem Streben nach Klarheit auch eine Gegenreaktion "auf die Komplexität und Widersprüchlichkeit einer globalisierten Welt" sehen.
Ein Beispiel für die neue Bescheidenheit liefert der hölzerne Hocker von Signe Hytte und Øivind Alexander Slaatto aus Kopenhagen: Die Auflage, die unter der Sitzfläche mit einem Lederelement befestigt ist, bietet zusätzlichen Komfort. Sie verleiht dem bescheidenen
Möbel aber auch Identität und Namen: Beret, nach der französischen Mütze.
Im Gegensatz dazu versteht es der Circle Armchair, die imaginäre Grenze zwischen Minimalismus und dekorativem Ornament elegant zu überwinden. Jan Plechác und
Henry Wielgus, zwei Formgeber aus
Prag: "Die Kollektion reflektiert unsere Kindheitserinnerungen, als wir versuchten herauszufinden, was man mit einem sich wiederholenden Kreis auf Papier zeichnen kann. Dieses Projekt ist ein Versuch, geometrische Verzierung in funktionale Struktur zu transformieren."
Ein weiteres Beispiel liefert das Linzer Duo March
Gut: Mit "Gehstell" wollen Christoph March und
Marek Gut das Bedürfnis unserer Zeit nach Individualität und Do-it-yourself-Design in einer einfachen Bierbank verbinden. Jeder kann sein liebstes Stück Holz in den pulverbeschichteten Stahlrahmen einspannen, so dass individuelle Sitzmöbel und Tische entstehen. Wer hierfür Reste – etwa vom ersten Baumhaus oder der Gartenhütte – wiederverwendet, tut sogar der Umwelt Gutes.
„SIMPLE. Die neue Einfachheit“ ist eine Gemeinschaftsproduktion der designforen
Wien, Steiermark und Vorarlberg. Im Fokus stehen knapp 70 lokale und internationale
Möbel und Alltagsobjekte, die die neue Einfachheit der Dinge veranschaulichen. Bis 14. Februar 2016 im
designforum
Wien (MQ/Q21), Museumsplatz 1, 1070 Wien.
Öffnungszeiten: Mo. bis Fr., 10–18 Uhr, Sa. und So., 11–18 Uhr.
www.designforum.at
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