Design aus Deuschland

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IMMO hat Produktdesigner Florian Kallus vom Kölner Büro kaschkasch auf der Möbelmesse imm cologne getroffen und nachgefragt, was man benötigt um erfogreich zu sein und welche Tipps er seinen Studenten mit auf den Weg gibt.

Produkte wie etwa die Wandhaken "Bulb" oder die Tischleuchte "Cherry" scheinen sich überall einfügen zu können. Ein Merkmal, welches auf viele Entwürfe des Kölner Designbüros kaschkasch zutrifft. Sie alle präsentieren sich zurückhaltend, unprätentiös, aber dennoch spannend und innovativ. Den Wandsekretär "Fju" etwa entdeckte der italienische Hersteller Living Divani im letzten Jahr auf der berühmten Mailänder Möbelmesse iSalone. Schon seit drei Jahren stellt das Duo auf dem SaloneSatellite, der Prototypenschau für junge Nachwuchstalente, aus und fast jedes Jahr entwickelte sich dabei eine Zusammenarbeit. Doch mit Living Divani konnte kaschkasch nun auch einen der ganz großen Hersteller für sich gewinnen. Wie es dazu kam, welche Werte ihnen wichtig sind und wo sie sich in zehn Jahren sehen, verrät Florian Kallus im Interview:

"Fju" ist nicht nur ein Wandsekretär, sondern auch ein Magazinhalter. Erklären Sie uns das Konzept?

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Wir haben bemerkt, dass sich die Gestaltung des Arbeitsbereiches in den eigenen vier Wänden stark verändert hat. Dabei haben wir auch festgestellt, dass die meisten Lösungen ziemlich sperrig sind und große Volumen aufweisen. "Fju" ist genau das Gegenteil und es ist ein Wechselspiel von zwei Funktionen. Wird es an der Wand aufrecht positioniert, ist es nicht sofort als Schreibtisch erkennbar. Klappt man das Modell herunter, erkennt man nicht, dass es auch als Magazinhalter genutzt werden kann. Wir wollten eine Poesie im Produkt mit einer extrem hohen Funktionalität kreieren.

Warum haben Sie sich bei "Fju" für Holz entschieden?

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Wir beide sind Produktdesigner und gelernte Tischler, bis zu einem gewissen Grad haben wir sicherlich einen starken Bezug dazu. Im konkreten Fall haben wir uns dafür entschieden, weil es am ehesten ein Gefühl von Wärme ausstrahlt und sich so in einem Wohnraum am leichtesten integrieren lässt.

Als Tischler bringen Sie auch ein Fertigungs-Know-how mit. Wie wichtig sind Zusatzausbildungen für Gestalter?

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Das ist natürlich eines unserer Steckenpferde, da wir beide bei unseren Entwicklungen ein technisches Verständnis voraussetzen. Damit sind wir auch in der glücklichen Lage, die Produktion mitzubegleiten. Viele junge Designer tun sich damit sehr schwer.

Sie sind auch als Dozent an der Designakademie in Köln tätig. Welche Ratschläge geben Sie an den Nachwuchs weiter?

Man braucht extrem viel Geduld, einen langen Atem und man muss es wirklich wollen. Denn mittlerweile gibt es wahnsinnig viele Studenten, aber nur wenige von ihnen können damit auch tatsächlich Geld verdienen.

Was wird Ihrer Meinung nach am häufigsten unterschätzt?

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Die meisten haben eine ganz romantische Vorstellung und Wahrnehmung davon, wie eine Zusammenarbeit mit einem Unternehmen funktioniert. Viele sehen sich als der Ideengenerator. Und dass sich um alles Restliche irgendjemand anderer kümmert. Die Realität ist jedoch genau das Gegenteil. Im Idealfall denkt ein Designer bereits beim Entwerfen darüber nach, wie sich die einen oder anderen Details in der Produktion umsetzen lassen. Einigen Studenten fehlt dieser Zugang. Wer nur am Computer entwickelt, dem fehlt der Bezug zur Dreidimensionalität. Diesen benötigt man aber, um die Produktion zu verstehen.

Was ist Ihrer Meinung nach die beste Herangehensweise?

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Natürlich entwickeln auch wir Produkte am Computer, aber wir fertigen auch nach wie vor Prototypen aus Holz oder Papier an. Wichtig sind die Ansätze, wie man an die Lösung herangeht, darin unterscheidet sich letztlich auch die Qualität eines Produktes. Wir sind keine Forscher oder Visionäre. Unsere Entwürfe sollen keiner Mode folgen und im Idealfall auch in fünfzig Jahren noch ihre Berechtigung haben. Meine Idealvorstellung ist es, dass unsere Produkte beim nächsten Umzug nicht weggeworfen, sondern behalten werden. Es soll eine gewisse Wertigkeit ihnen gegenüberstehen.

Was macht einen guten Designer aus?

Er muss ein sehr guter Beobachter und Techniker sein sowie Persönlichkeit haben.

Wie wird sich Design in den nächsten Jahren entwickeln?

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Egal in welchem Bereich – es wird immer mehr an Bedeutung gewinnen. Ich selbst bin schon gespannt, was in Zukunft auf uns zukommt. Es gibt ja mittlerweile wahnsinnig viele Prognosen dazu, dass irgendwann einmal jeder mithilfe des 3-D-Druckes Designer werden kann. Das halte ich für ein großes Gerücht. Denn es geht um deutlich mehr, als einen Drucker zu bedienen. Wissen, Werkzeuge, Ideen und Erfahrungen miteinander zu verbinden und so zu dosieren, dass dabei ein neuer Lösungsansatz entsteht, das ist es letztlich, worauf es ankommt.

Florian Kallus und Sebastian Schneider haben beide die Tischlerlehre absolviert und sich beim Produktdesignstudium an der Fachhochschule in Münster kennengelernt. 2011 gründeten sie das Designbüro für Produktentwicklung kaschkasch in Köln. 2013 hat sie die Jury des German Design Awards als beste Newcomer nominiert. Bisher konnte das kreative Duo Projekte für renommierte Hersteller wie Schönbuch, Living Divani, Menu, Normann Copenhagen, Bolia oder Esaila realisieren. www.kaschkasch.com

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