Schwertlilie und Sellerie, Rosen und Rucola: Wer seine Pflanzenträume im Freien verwirklichen möchte, sollte sein Erdreich kennen. Denn die Beschaffenheit des Bodens ist einer der wichtigsten Faktoren für den Erfolg der Aussaat.
20.04.16, 06:00
Der
Rhododendron will nicht blühen, die Radieschen sind holzig und die Tomatenstaude trägt welke Blätter statt roter Früchte? Ehe der Grünbereich zur Kampfzone wird, hilft ein Blick nach unten. Denn kaum etwas ist so entscheidend für den Erfolg im Garten, wie die Zusammensetzung des Bodens. Er besteht aus den mineralischen Stoffen Sand, Schluff und Ton, die als Gemisch auftreten. Namensgebend ist jener Teil, der am meisten enthalten ist. Hinzu kommen organische Substanzen (Humus) und Hohlräume, die mit Luft und Wasser gefüllt sind.
Die Zusammensetzung entscheidet über die Eigenschaften des Bodens: Trocknet er schnell aus oder kann er die Feuchtigkeit lange halten? Wie viele Nährstoffe kann er speichern? Sandige Böden, wie sie in
Norddeutschland häufig vorkommen, haben nur eine geringe Nährstoffkapazität, sind luft- und wasserdurchlässig und trocknen schnell aus. Zur Bestimmung der eigenen Bodenart reicht eine Handvoll Erde. "Man rollt die Masse zwischen den Fingern", erklärt
Ingrid Tributsch, Gartenexpertin vondie umweltberatung. Zerrieselt sie, deutet das auf einen sandigen Boden hin. Ist sie klebrig und formbar, besteht ein hoher Lehmgehalt. Schmiert sie wie Seife, überwiegt der Ton. Unterschiede sind aber auch mit bloßem Auge erkennbar: Während der Kalkboden etwa hellbraun bis fast weiß ist, besitzt der Torfboden eine dunkelbraune bis schwarze Farbe.
Beste Voraussetzungen für den Pflanzenbau liefert der feucht-krümelige Lehmboden. Er nimmt eine Zwischenstellung ein und besitzt ein ausgewogenes Verhältnis der mineralischen Stoffe. So lassen sich die Vorzüge aller drei Bodenarten nutzen. "Diese Erde speichert Wasser und Nährstoffe und gibt sie bei sorgsamem Umgang wieder ab", sagt Gartenexperte
Karl Ploberger.
Wer bei der Bestimmung unsicher ist, kann eine Analyse in Auftrag geben – etwa bei landwirtschaftlichen Laboren, privaten Instituten oder behördlichen Einrichtungen wie der AGES. Die Interpretation der Ergebnisse sei allerdings nicht immer einfach, so
Ploberger: "Man sollte sich damit nicht zu viel beschäftigen. 95 Prozent aller Böden in
Österreich sind für alles geeignet, was Gärtner interessiert." Rückschlüsse auf die
Beschaffenheit des Untergrunds geben auch Zeigerpflanzen. Sie lassen erkennen, welche Erde im Garten vorzufinden ist. Wo etwa Brennnessel und Vogelmiere wachsen, herrschen gute Verhältnisse.
Ploberger: "Löwenzahn deutet einen hohen Stickstoffgehalt an, Kamille einen niedrigen. Brennnesseln wachsen in kalk- und nährstoffreichen Gegenden, der Schachtelhalm in eher kalkarmen Regionen. Der kriechende Hahnenfuß ist ein Indiz für nasse, verdichtete Böden, die Margarite für Nährstoffarmut." Neben der Bodenart gilt es auch den pH-Wert zu bestimmen. Er gibt – vereinfacht gesagt – den Säuregrad an, von 1 (sehr sauer) bis 14 (stark alkalisch). Einen pH-Wert von 7 bezeichnet man als neutral. "Den Zustand kann man selbst mittels pH-Test aus dem
Gartencenter oder Indikatorpapieren aus der
Apotheke ermitteln", sagt
Tributsch.
"Wir sind mindestens einer neuartigen Substanz auf der Spur, die einmal als Antibiotikum eingesetzt werden könnte", sagt Teamleiter Prof. Matthias Ullrich. Der Mikrobiologe erforscht die heilende Kraft der Rhododendren seit rund zweieinhalb Jahren.
Pflanzen, die im Garten sprießen, liefern einen weiteren Hinweis, ob das Erdreich im Gleichgewicht ist. Heidelbeere, Sauerampfer oder
Rhododendron etwa wachsen gut an sauren Standorten. Andere Sorten lieben alkalische (kalkhaltige) Böden. "Dazu zählen Chrysanthem, Pfingstrosen, Erdbeeren, einige Obstgehölze und Mohnblumen", sagt
Tributsch. Die meisten Gartenpflanzen bevorzugen jedoch ausgeglichene Böden (pH-Wert 5 bis 7,5), weil Nährstoffe wie Kalium, Phosphor oder Magnesium leicht verfügbar sind. Durch die Zugabe von Kalk kann der pH-Wert kurzfristig angehoben werden. Nötig ist das aber nur, wenn der Boden durch ständiges Mulchen mit Rinde übersäuert ist.
Ploberger: "In den meisten unserer Böden ist genug Kalk vorhanden."
Naturnahe Möglichkeiten zur Verbesserung gibt es genug. Durch die Zugabe von Sand, Lehm, Kompost, Stallmist oder Bentonit (Gesteinsmehl) lassen sich mangelhafte Bedingungen ausgleichen. Ein großes Problem stellen schwere, tonhaltige Böden dar: "Sie sind kalt, staunass und das Wachstum lässt zu wünschen übrig. Sie sollten niemals mit schwerem Baugerät befahren werden, denn sie neigen zu extremen Verdichtungen, die sich dann jahrzehntelang nicht beseitigen lassen", sagt Ploberger. In diesem Fall sollte man den Boden zwei Spaten tief lockern und Humus sowie Sand einarbeiten. Um die Verdichtung zu lösen, mischt man dem Boden jedes Jahr Kompost bei. Im Gemüsegarten gräbt man zudem mindestens fünf bis zehn Jahre lang jährlich um, damit die Erde locker bleibt und die Wurzeln Luft erhalten.
Eine natürliche Kur für den Gartenboden ist die Gründüngung. Die Pflanzen (z. B. Gelbsenf, Ölrettich, Lupinen oder Spinat) reichern Stickstoff an, lockern die Erde und versorgen sie mit Humus. Das bringt das Bodenleben wieder in Schwung. Die Saat wird auf abgeerntete Beete aufgebracht und bleibt bis zum Frühjahr stehen. Dann wird das organische Material nur etwas aufgerissen und eingearbeitet. Ploberger: "Im Anschluss kann man sofort pflanzen oder säen. Man hat zugleich für eine Mulchschicht gesorgt, die vor dem Austrocknen schützt".
Ein weiterer Erdverbesserer ist der Kompost. Wer keinen eigenen hat, kann ihn bei kommunalen Anlagen besorgen. Er reichert ausgelaugte Böden an und gibt den Pflanzen Kraft und Futter. Nur übertreiben sollte man es nicht.
Tributsch: "Viele neigen dazu, zu überdüngen. Die Pflanzen wachsen dann schnell in die Höhe, bekommen dünne Zellwände und werden anfällig für Schädlinge. Blattläuse bevorzugen Pflanzen, die leicht zu durchbeißen sind." Im ersten Gartenjahr darf die Portion mit 20 Litern pro Quadratmeter (ca. zwei Kübel) etwas größer sein. "In den Folgejahren reicht es, zwei bis drei Liter pro Quadratmeter oberflächlich einzuarbeiten. Nur Starkzehrer wie Kürbisse und Gurken brauchen etwa sechs bis acht Liter", sagt
Ploberger.
Auch den Griff zum Spaten sollte man sich verkneifen, denn zu tiefes Umgraben schadet. "Es reicht, den Boden mit einer Grabgabel etwa alle 15 cm leicht aufzulockern", sagt Tributsch. Was dem Boden außerdem guttut: "Im Frühling die Erde erst betreten, wenn sie abgetrocknet ist, im Sommer niemals unbedeckt lassen und nach starkem Regen oberflächlich immer wieder lockern, wenn kein Mulch aufgebracht ist", weiß Ploberger. Damit bleibt der Boden gut durchlüftet und voller Leben. Das wiederum sorgt für eine reiche Ernte und eine volle Blüte.
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