„Dachausbau kostet doppelt so viel wie ein Neubau“

„Dachausbau kostet doppelt so viel wie ein Neubau“
Ernst Gruber, Architekt und Stadtplaner vom Büro wohnbund:consult, über das Ausbaupotenzial der Dächer.

KURIER: Laut der Studie „Leistbaren Wohnraum schaffen – Stadt weiter bauen“ haben sich die Dachausbauten in Wien zwischen 2005 und 2011 verfünffacht. Worauf ist dieser Anstieg zurückzuführen?

Ernst Gruber: Das hat mehrere Gründe. Wien wächst und daher werden auch mehr Wohnungen benötigt. Allein in den innerstädtischen Gebieten stehen 4000 Dächer zum Ausbau bereit. Mittelfristig könnte ein Drittel des Bevölkerungswachstums durch den Dachausbau gedeckt werden. Die Stadt Wien unterstützt diese Art der Nachverdichtung indirekt, indem durch vergangene Baunovellen Bestimmungen gelockert wurden, die auch Dachausbauten betreffen.

Ein Autoabstellplatz ist beispielsweise nur noch für Wohnungen ab hundert Quadratmetern erforderlich. Ein anderer Grund ist, dass gründerzeitliche Gebiete auch gut angebunden sind und die gesamte Infrastruktur bereits vorhanden ist. Ein ebenfalls interessanter Baufaktor ist, dass Dachwohnungen von Mietpreisregulierungen ausgenommen sind, auch wenn sie auf klassischen Altbauten errichtet werden. Das heißt, dass die Vermieter die Preise verlangen können, die der Markt hergibt.

„Dachausbau kostet doppelt so viel wie ein Neubau“

Wie viel kostet der Dachausbau?

Für die reinen Baukosten des Dachausbaus eines Gründerzeithauses würde ich 3500 Euro pro Quadratmeter schätzen. Das ist etwa doppelt so viel, wie ein Neubau kosten würde.

Wie viele Wohnungen haben am Dach Platz?

Auf einem Gründerzeithaus können durch den Dachausbau zwischen drei und sechs zusätzliche Wohnungen geschaffen werden. Es kommt auch immer auf die Erschließung an. Je mehr Wohnungen geplant werden, desto mehr Raum geht durch den Gang verloren.

Da die Gründerzeitgrundstücke nicht sehr groß sind, würde es auch Sinn machen mehrere Hausdächer zusammenzulegen und grundstücksübergreifend auszubauen. Diese Möglichkeit untersucht beispielsweise das Forschungsprojekt „Pocket Mannerhatten“ derzeit.

Wie groß muss die Wohnung sein, damit sich der Dachausbau wirtschaftlich rentiert?

Wohnungen unter 80 Quadratmetern findet man am Dach kaum. Wirtschaftlich machen größere Wohnungen mit bis zu 130 Quadratmetern mehr Sinn.

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