Zika-Virus: Übertragung durch Sex häufiger als gedacht

Margaret Chan, ehemalige Generaldirektorin der Weltgesundheitsorganisation, spricht.
WHO ist alarmiert: Gefahr für Schwangere größer als angenommen.

Das Zika-Virus ist nach Erkenntnissen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für Schwangere gefährlicher als bisher angenommen. Zwar fehlten weiterhin letzte Beweise dafür, dass das Virus Schädelfehlbildungen bei Neugeborenen (Mikrozephalie) verursache. Aber es sei klar, dass das Virus auch die Plazenta oder das Nervensystem schädigen könne, sagte WHO-Direktorin Margaret Chan in Genf.

"Mikrozephalie ist nur eine von verschiedenen möglichen Anomalien." Grund zu großer Sorge sei außerdem, dass der Erreger häufiger als bisher angenommen durch Geschlechtsverkehr übertragen werden könne. "Das ist alarmierend", sagte Chan.

Die WHO hatte wegen der Ausbreitung des Zika-Virus vor allem in Brasilien vor fünf Wochen den globalen Gesundheitsnotfall ausgerufen. Zika ist bisher in mehr als 50 Ländern nachgewiesen worden. Das Virus wird vor allem von Stechmücken übertragen.

Für mehrere Störungen verantwortlich

Neue Forschungen zeigten, dass der Erreger möglicherweise nicht nur als Ursache für Schädelfehlbildungen bei Neugeborenen (Mikrozephalie) gelten müsse, sondern auch eine Rolle bei anderen neurologischen Störungen spiele.

Das Virus finde sich in Blut und Hirngewebe von lebend oder tot geborenen Föten.

Die WHO hatte wegen der Ausbreitung des Zika-Virus vor allem in Brasilien vor fünf Wochen den globalen Gesundheitsnotfall ausgerufen. Zika ist bisher in mehr als 50 Ländern nachgewiesen worden. Das Virus wird vor allem von Stechmücken übertragen.

Auch ohne letzten wissenschaftlichen Beweis zu Zika als Ursache für Schädelfehlbildungen gelte es zu handeln, sagte Chan. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass sich Zika ähnlich ausbreite wie das Dengue-Fieber. An den grippeähnlichen Symptomen von Dengue erkranken jährlich schätzungsweise 50 bis 100 Millionen Menschen.

Reisewarnung für Schwangere

Es liege in der Verantwortung eines jeden Staates, betroffene Gebiete genau zu bezeichnen, sagte der Vorsitzende des Notfall-Komitees, David Heymann. "Und es liegt in der Verantwortung der Frauen zu entscheiden, ob sie reisen wollen oder nicht." Die WHO hat bisher auf eine generelle Reisewarnung verzichtet. Allerdings warnte sie nun Schwangere davor, in betroffene Gebiete zu reisen. Werdende Mütter, deren Sexualpartner in betroffenen Gebieten lebten, sollten während der Schwangerschaft nur geschützten Geschlechtsverkehr haben.

Die Expertenkommission empfahl, gegen die Ausbreitung der krankheitsübertragenden Moskitos "mit besonderer Dringlichkeit" zu kämpfen. Allerdings stünden von den benötigten 65 Millionen Dollar (59,34 Mio. Euro) erst 3 Millionen Dollar zur Verfügung.

Zika ist als Erreger bereits seit fast 70 Jahren bekannt. Die Krankheit hatte aber bisher noch nie solche gravierenden Folgen. Allein in Brasilien werden 4.222 Verdachtsfälle von Schädelfehlbildungen untersucht. In 82 von 641 eindeutigen Mikrozephalie-Fällen war bei den Müttern eine Ansteckung mit Zika nachgewiesen worden.

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