Wurzelbehandlung: Wann sie sinnvoll ist
Mein Neffe hatte in der Schule einen Unfall, bei dem ein bleibender Schneidezahn ausgeschlagen wurde. Wie geht man in solchen Situationen richtig vor?
Viele Schulen verfügen bereits über sogenannte Dentosafeboxen. Es handelt sich dabei um eine Zahnrettungsbox, in welcher ausgeschlagene (bleibende) Zähne aufbewahrt werden können, bis – so rasch wie möglich – ein Arzt die Wiedereinpflanzung des Zahns vornimmt. Je kürzer die Verweildauer des Zahns außerhalb des Körpers ist, umso besser ist die Prognose einer Wiedereinheilung. Wichtig ist, dass eine entsprechende Versicherungsmeldung gemacht wird, um allfällige Kosten von Spät- oder Dauerfolgen geltend machen zu können. Sollte keine Zahnrettungsbox vorhanden sein, ist der Zahn am besten feucht (im Mund) oder in Milch aufzubewahren und ebenfalls rasch ein Arzt aufzusuchen.
Mein Zahnarzt hat eine tiefe Karies an einem Backenzahn festgestellt und gemeint, es könnte eine Wurzelbehandlung notwendig sein. Was bedeutet das?
Tritt bei einem Zahn eine tiefe Karies auf, besteht die Gefahr, dass diese den Zahnnerv erreicht und Schmerzen verursacht, bzw. dass aufgrund der Infektion der Nerv abstirbt und Bakterien bis in den Knochen weitergeleitet werden. Um dem vorzubeugen, wird bei einer klassischen Wurzelbehandlung (unter Betäubung) der lebende Zahnnerv aus dem Nervenkanal oder den -kanälen entfernt. Dann werden diese chemisch gereinigt und mit speziellen Feilen erweitert. Um alle Kanäle aufzufinden, ist es manchmal hilfreich, ein Mikroskop oder eine Lupenbrille zu verwenden. Nach Reinigung und Desinfektion der Kanäle werden diese dann mit einem Kunstharz und Hartkautschukstiften verschlossen.
Sollte der Nerv bereits abgestorben sein, sind oft mehrere Sitzungen notwendig, bis eine weitgehende Keimfreiheit der Nervenkanäle erreicht wird. In jedem Fall ist eine Wurzelbehandlung jedoch nur ein Versuch der Zahnrettung. Der Erfolg oder Misserfolg ist unter Umständen erst nach Monaten im Röntgen sichtbar.
Ein Kollege erzählte mir von einem Verwandten, der an einem Zungenkarzinom leidet. Kommt das häufig vor?
Bei Patienten mit guter Mundhygiene und geringen Risikofaktoren (Rauchen, Alkohol) handelt es sich um einen seltenen Tumor. Trotzdem sollten regelmäßige Selbstkontrollen der Mundhöhle stattfinden. Veränderungen sollten umgehend dem Zahnarzt oder dem Kieferchirurgen mitgeteilt werden, gegebenenfalls wird die Entnahme einer Probe Klarheit verschaffen. Die Behandlungsmöglichkeiten und die Prognose im Frühstadium sind jedenfalls gut, in der Regel werden eine Chemotherapie und eine Bestrahlung mit einer anschließender Operation stattfinden..
Prim. DDr. Wolfgang Schlossarek, Vorstand des Instituts für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde sowie Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie in der Krankenanstalt Sanatorium Hera, Wien
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