Tutanchamun: Erste Einblicke in die neue immersive Ausstellung

Tutanchamun: Erste Einblicke in die neue immersive Ausstellung
Nach "Monets Garten" und "Viva Frida Kahlo" kommt die nächste „immersive Ausstellung“ nach Wien: Mit modernster Technik das Alte Ägypten erleben, lautet das Motto.

Nacho Ares war dreizehn, als ihn das Ägyptenvirus erwischte. „Ich verliebte mich in die Geschichten rund um Tutanchamun.“ Und es kam, wie es kommen musste: Nacho, der kleine Junge aus Barcelona, studierte, als er nicht mehr ganz so klein war, Ägyptologie. Jetzt hat der Wissenschafter all sein Wissen in eine Ausstellung einfließen lassen. Und weil er das nicht allein gemacht hat, sondern ihm ein großes Digital-Multimedia-Team zur Seite stand, ist daraus nach „Monets Garten“ und „Viva Frida Kahlo“ das nächste „immersive Ausstellungserlebnis“ (Erklärung für alle Technik-Dummys gleich darunter) entstanden, das ab heute in die Wiener Marx Halle einzieht.

Wien ist nach Madrid erst die zweite Station der Multimedia-Schau, die mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnet wurde.

Zur Erinnerung: Vor 101 Jahren entdeckte Howard Carter im Tal der Könige nahe Luxor das prunkvolle, nahezu ungeplünderte Grab des jungen Pharao Tutanchamun. Über Nacht war der Brite weltberühmt, jetzt begleitet seine Stimme die Besucher durch die Schau.

Lokalaugenschein

Weil Carter aller Technik zum Trotz keine Fragen beantworten kann, führt Kurator Nacho Ares den KURIER durch die zum Pharaonengrab umfunktionierte Marx Halle.

Tutanchamun: Erste Einblicke in die neue immersive Ausstellung

Kurator Nacho Ares

Der Ägyptologe hat viele Details für wissenschaftliche Feinspitze in die Schau eingebaut. Die immersive 30-Minuten-Show beginnt mit der „Erschaffung der Welt durch den Gott Atum. Bald folgen weitere Götter und die Menschen“, erzählt Ares, um flüsternd und kichernd fortzufahren: „Atum erschuf die Götter, indem er masturbierte. Aber das können wir natürlich so nicht zeigen“.

In der Lichtshow taucht man unterdessen in die altägyptische Welt ein. Beinahe im wahrsten Sinne des Wortes: Am Boden gaukelt der bunt fluoreszierende Schein aus der Hightech-Welt das Glitzern des Nils vor. Es scheint, als würde man über das Wasser und von Lotusblume zu Lotusblume wandeln. „Die beste Art, sich diesem Erlebnis zu nähern, ist herumzugehen,“ verrät Ares. So bekommen selbst Ägyptologiefreaks alles mit. Zum Beispiel, dass irgendwann während der immersiven Show alle fünf Namen des jungen Pharaos an der Wand erscheinen.

Tutanchamun: Erste Einblicke in die neue immersive Ausstellung

Tutanchamun: Erste Einblicke in die neue immersive Ausstellung

Tutanchamun: Erste Einblicke in die neue immersive Ausstellung

Tutanchamun: Erste Einblicke in die neue immersive Ausstellung

Bei einer Rätselrally mit Tablet quer durch das Grab (natürlich hat es die korrekten Abmessungen) tauchen am Bildschirm dann die wichtigsten Grabbeigaben auf. „Die Kamera im Tablet erkennt die Codes an den Wänden und im Boden und die richtigen Bilder öffnen sich am Bildschirm“, erklärt Ares. „Man kann in Truhen schauen und Punkte sammeln. Sehr spaßig, speziell für Kinder“, kommentiert er. Augmented Reality-Erlebnis in der Grabkammer Tutanchamuns nennen das die Fachleute. Kurator Ares meint zur Technik hinter all dem Spektakel nur: „Sehr kompliziert, ich hatte damit nichts zu tun“.

Tutanchamun: Erste Einblicke in die neue immersive Ausstellung

Augmented Reality-Erlebnis alias Rätselrally

Wer es lieber analog mag, kann sich an die Replik des königlichen Sarkophags gleich nach dem Eingang halten: der geöffnete Sarg, über dem die Mumie und die ikonische Goldmaske schweben. Ares: „Mir war wichtig, dass sich die Leute vorstellen können, wie so ein Sarkophag im Altertum ausgeschaut hat“.

Tutanchamun: Erste Einblicke in die neue immersive Ausstellung

Die Replik des Sarges von Tutanchamun

An den Wänden finden sich – ganz altmodisch – Schautafeln mit dem Leben, der Abstammung und der Entdeckung von Tutanchamun. Sogar Zeitungscover aus Österreich mit den ersten Berichten der Entdeckung vor 100 Jahren haben die Ausstellungsmachen ausgegraben.

Auch Skizzen des Entdeckers Carter, der ein begabter Zeichner war, sind in einem Schaukasten zu sehen. Darunter: Das Notizbuch Carters. „,4. November 1922', steht hier. Und weiter: ,First step tomp found’“, sagt Kurator Ares.

Zum Schluss heißt es mit VR-Brille und Kopfhörer ins Reich der Toten abtauchen. Spuky, wenn man plötzlich, umgeben von den berühmtsten Grabbeigaben der Welt, im Sarkophag von Tutanchamun erwacht und vor dem höchsten Gericht steht ... aber mehr sei nicht verraten.

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