Warum wir Weihnachten am 25. Dezember begehen

Warum wir Weihnachten am 25. Dezember begehen
Seit dem 4. Jahrhundert wird Weihnachten gefeiert. Wobei keiner weiß, wann Jesus Christus geboren wurde. Erklärungsversuche für das Geburtstagsfest zur Wintersonnenwende.

Schon im 2. Jahrhundert n. Chr. war er eine große Nummer in Rom, er bekam einen eignen Tempel, hört man. „Und so mancher Kaiser wählte ihn als Schutzgott“, erzählt Johannes Preiser-Kapeller. Im Jahr 274 bestimmte Kaiser Aurelian dann, dass der Geburtstag des römischen Reichsgottes Sol Invictus zur Wintersonnenwende – am 25. Dezember – begangen werden sollte, erzählt der Mittelalterforscher der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.

Auch Kaiser Konstantin stand auf diesen Gott. Als der römische Machthaber ab 312 erst zum Christenförderer und dann auch selbst Christ wurde, nahmen die Dinge unaufhaltsam ihren Lauf: Konstantin zuliebe wurde das Geburtsfest des neuen Gottes Jesus Christus, den er anerkennen sollte, auf denselben Tag gelegt. Motto: „Das kannte er schon“, sagt Preiser-Kapeller. „Kurz danach – 336 – ist jedenfalls das erste Weihnachten belegt.“

Fantasievolle Theorien

Keiner weiß, wann Jesus geboren wurde. Vielleicht entwerfen Religionswissenschafter deshalb fantasievolle Theorien, um den 25. Dezember zu erklären. Das zweckentfremdete Fest des heidnischen Sonnengottes Sol Invictus wurde jedenfalls im 19. Jahrhundert vom deutschen Theologen und Altertumswissenschafter Hermann Usener ins Spiel gebracht, erklärt Preiser-Kapeller. „Die Christen haben sich quasi darauf gesetzt.“

Warum wir Weihnachten am 25. Dezember begehen

Sol Invictus  auf einem Mosaik aus dem 2. Jh.: Übernahmen die Christen die Bildsprache für ihren Erlöser?

Tatsächlich gab es im Verlauf des Mittelalters unterschiedliche Daten, an denen die Geburt Christi begangen wurde. Denn im Neuen Testament gibt es keinerlei Hinweise auf sein Geburtsdatum. Die Forschung hat inzwischen mehrere Hypothesen, warum sich ab dem 4. Jahrhundert in Rom der 25. Dezember etablierte. Fast alle sind bis heute umstritten – zu viele Quellen widersprechen einander.

Hans Förster, Wiener Kirchengeschichtler, etwa lässt kein gutes Haar an der These, dass die heidnische Sonnenwendfeiern für Sol Invictus einfach auf die christliche Lichtgestalt umgedeutet wurden. Sonnenwendfeste im Winter hätten keine Bedeutung gehabt, argumentiert er. Mehr noch: Kirchenväter befürworteten Anfang des 5. Jahrhunderts den 25. Dezember als Weihnachtstag, weil man an diesem Tag mit keinem heidnischen Fest konkurrieren musste.

Antiker Tourismusmagnet?

Viel plausibler scheint Förster, dass man Pilgern, die bereits damals in Scharen ins Heiligen Land kamen, etwas bieten wollte – heute hieße es: Weihnachten als Touristenmagnet. Man wusste, dass Jesus in Bethlehem geboren war, dort gab es eine Geburtskirche, also brauchte man auch ein Geburtstagsfest. Der 25. Dezember passte gut in den Zeitplan der kirchlichen Feiertage. Außerdem wurden da die Tage langsam wieder länger, was Hoffnung verkörpert, die sich aus der Geburt Jesu speiste, argumentiert der Kirchenrechtler.

Für den Mittelalterforscher Preiser-Kapeller ist klar: „In den ersten Jahrhunderten des Christentums darf man nicht von nur  e i n e r  Tradition ausgehen. Der 25. Dezember taucht zwar im Rom des 4. Jahrhunderts auf, wir sehen aber, dass es 200 Jahre dauerte, bis das Weihnachtsfest auch im Osten, in Konstantinopel, anerkannt wurde."

Warum wir Weihnachten am 25. Dezember begehen

Es gab viele parallele Ideen, viele Traditionen bestanden gleichzeitig. Allmählich hat sich das Fest, das in Rom, dem Sitz des Papstes, gefeiert wurde, durchgesetzt.

von Johannes Preiser-Kapeller

Mittelalterforscher, ÖAW

1.000 Jahre lang wurde das Datum übrigens nicht infrage gestellt. „Erst seit dem 18. Jahrhundert wird darum gestritten. Auffällig, laut Preiser-Kapeller: „Die Kirche versuchte, alle wichtigen Termine zu besetzen. Ostern, der Todeszeitpunkt Jesu, fällt mit der Frühlings-Tag-und-Nachtgleiche zusammen, Weihnachten mit der Winter-Sonnenwende. Außerdem konstruierte man: Johannes, der Täufer, war ein halbes Jahr älter als Jesus – dessen Geburt fällt also auf die Sommersonnenwende. Neun Monate zuvor wurde er gezeugt – womit auch die Herbst-Tag-und-Nachtgleiche okkupiert wäre. Damit war das christliche Jahr durchstrukturiert und heidnische Feste waren verdrängt.“

Wer sich jetzt fragt, warum wir bereits am 24. Dezember feiern, wird von Preiser-Kapeller an jüdische, islamische und christliche Bräuche erinnert: „Der Vorabend gehört bereits zum Fest“.

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