Tiercoach: So gewöhnen sich Hunde wieder ans Alleinsein

Das Rudeltier Hund ist nicht gerne allein.
Manche Haustiere leiden nach dem intensiven Zusammensein mit dem Halter unter Trennungsangst. Was dagegen hilft.

Wochenlang galten strenge Ausgangsbeschränkungen zur Eindämmung der Coronakrise, nun werden sie schrittweise gelockert. Immer mehr Berufstätige und Schüler kehren an ihre Arbeitsplätze zurück, daheim wird es ruhig. Manche Haustiere genießen die wiedergewonnene Freiheit. Katzen mögen zwar Gesellschaft, strukturieren ihren Tag aber selbstständig, Kleintiere beschäftigen sich lieber still. Anderen Haustieren dagegen macht die plötzliche Einsamkeit zu schaffen. 

In Panik

„Neben Papageien können vor allem Hunde unter Trennungsangst leiden“, sagt Zoodoc Katharina Reitl. Der KURIER-Tiercoach erklärt, welche Folgen der Stress für die Vierbeiner hat und was den Betroffenen hilft.
„Für Hunde ist ein fixer Tagesrhythmus wichtig“, sagt Reitl. Die Tiere haben ein anderes Zeitgefühl als Menschen, sie merken aber, ob der Halter zwei oder sechs Stunden außer Haus ist. Gerade nach einer Phase des intensiven Zusammenseins fällt manchen die Trennung schwer. Die einen heulen sofort los, andere geraten erst nach einer gewissen Zeit in Panik. Manche verhalten sich zerstörerisch, einzelne versuchen, einen Weg nach draußen zu graben.

Videoüberwachung

„Die Hunde leiden unter dem Stress. Die Nachbarn leiden. Und der Besitzer hat ein schlechtes Gewissen“, sagt die Tierärztin aus der Ordination Tiergarten Schönbrunn. Mit einer Videokamera lässt sich herausfinden, wie es dem Liebling unbeaufsichtigt geht: Beruhigt er sich nach dem Abschied schnell und schläft durch, bis er Gassi muss? Springt er bald vergnügt aufs Sofa? Oder schleicht er suchend durch die Zimmer und gerät dabei zunehmend in Panik? 

Training

„Der Hund muss langsam ans Alleinsein gewöhnt werden“, sagt Reitl. Beim Training verlässt der Halter zunächst nur ganz kurz das Zimmer, die Tür bleibt offen. Und er kommt zurück, bevor der Hund unruhig wird. Die Zeit der Trennung wird kontinuierlich verlängert, bis schließlich die Wohnungstür ins Schloss fällt und für mehrere Stunden zu bleibt.

Auszeit in Box

Auch eine Auszeit in der Transportbox kann den Trennungsschmerz überbrücken. Bei dieser Übung lernt der ängstliche Hund, die Box als sicheren Rückzugsort zu akzeptieren. Welpen gewöhnen sich schnell an dieses besondere Körbchen. Ein Kauknochen macht es schmackhaft. Hunde, die vorher durch Spiel müde gemacht werden, suchen das Schlafplätzchen freiwillig auf. Der Abschied ist dann kein Thema. 

Verhaltenstherapie

„Wenn Hunde so sehr unter dem Alleinsein leiden, dass sie sich selber verletzen oder andere Erkrankungen entwickeln, kann eventuell ein Verhaltenstherapeut helfen“, sagt der KURIER-Tiercoach. Medikamente wirken immer nur unterstützend. Sie unterbrechen die Angstspirale und ermöglichen das Lernen, dass auf jeden Abschied ein freudiges Wiedersehen folgt.

Probleme mit der Katze, Sorgen um den Hund, Fragen  zu Sittich, Schildkröte & Co? Schreiben Sie an: tiercoach@kurier.at

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