Der Mann, der Gelähmte zu Wettkämpfern machte

Als die Paralympischen Spiele noch Stoke Mandeville Games hießen: Am Anfang war Bogenschießen, später Basketball, Fechten ...
Wie der vor dem Nazi-Terror geflüchtete jüdische Arzt Ludwig Guttmann die Paralympics erfand und Querschnittsgelähmten ein Überleben ermöglichte.

Stoke Mandeville, 70 Kilometer nordwestlich von London: Der Zweite Weltkrieg hat Europa fest im Griff, immer mehr junge Piloten, die sich bei Bruchlandungen das Rückenmark verletzt haben, werden ins örtliche Krankenhaus eingeliefert. Überall auf der Welt bedeutet die Diagnose Querschnittslähmung damals: zum Sterben verurteilt, maximal noch zwei Lebensjahre.

Nicht so in diesem britischen Dorf, denn der Neurologe Ludwig Guttmann will das nicht hinnehmen: „Ein Patient sagte mir: ,Ich warte darauf, dass der Allmächtige mich holt.’“ – „Während du wartest, kannst du ja noch etwas tun“, antwortet der Arzt und baut im Auftrag der britischen Regierung die erste Spezialklinik für Wirbelsäulengeschädigte auf. Im Herbst 1944 rauschen Patienten dort jedenfalls in ihren Rollstühlen übers Parkett. Aus Gehstöcken werden Schläger, mit denen die Versehrten um einen hölzernen Puck kämpfen – es ist die Geburtsstunde von Rollstuhl-Polo.

„Ludwig Guttmanns Credo war: Wir warten nicht, bis jemand im Bett verstirbt, sondern holten ihn aus dem Bett. Er muss körperlich aktiv werden und soll auch wieder arbeiten“, erzählt Thomas Abel, Experte für paralympischen Sport an der Sporthochschule Köln.

Ehemalige britische Soldaten, von Deutschen angeschossen, sollten von einem deutschen Arzt behandelt werden? Wie kann das gehen?

 

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