Möwen bevorzugen Snacks, die Menschen auch essen

Möwen schnabulieren vorzugsweise Snacks, die Menschen vor ihren Augen essen. Die Vögel eignen sich also nicht nur Essen an, sondern auch das Wissen, welche Sorte mundet. Diese Fähigkeit zum artenübergreifenden sozialen Lernen ist wohl ein Nebenprodukt der kognitiven Flexibilität, die solch kleptoparasitischen (durch Stehlen schmarotzende) Arten eigen ist, berichtet die österreichische Verhaltensforscherin Franziska Feist im Fachjournal "Biology Letters" der Royal Society.
Die Forscherin ging für ihre an der University of Sussex (England) durchgeführte Studie zum Strand von Brighton und legte jeweils eine blaue und eine grüne Chipspackung vor eine der dort sehr an Menschen gewohnten Silbermöwen (Larus argentatus). Sie stellte eine kleine Kamera mit Stativ auf, um die Reaktionen des Vogels zu dokumentieren. Dann packte sie für sich selbst entweder eine grüne oder blaue Packung aus und naschte Chips daraus. Später wiederholte eine Studentin diese Versuchsanordnung. "Über die zwei Jahre, in denen wir das Experiment durchgeführt haben, testeten wir 183 Möwen", erklärte Feist der APA.
Imitieren menschliches Vorbild
In 95 Prozent der Fälle pickten sich die Möwen die Packung mit derselben Farbe wie die Forscherin. Sie imitieren demnach die Speisewahl des menschlichen Vorbilds. Solch Schlauheit, die ein Beispiel für artenübergreifenden Informationsaustausch und soziales Lernen ist, sei wahrscheinlich einer der Gründe für den Erfolg von Möwen in von Menschen dominierten Küstengebieten, so die Forscherin: "Durch ihre lange Lebensspanne und vier Jahre Jugendstadien bis zum Erwachsenwerden bieten sich ihnen wohl reichlich Möglichkeiten für soziales Lernen", schreibt sie in dem Fachartikel.
Die Klosterneuburgerin (NÖ) Franziska Feist studierte an der University of Sussex Ethologie (Verhaltensforschung), die Studie mit den Silbermöwen war Teil ihrer Diplomarbeit (Masters Thesis). Anschließend sammelte sie für ein weiteres Studium an der französischen Universität Jean Monnet Saint Etienne ein halbes Jahr lang Daten über die akustische Kommunikation von Pinguinen in Südafrika.
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