Zumindest spricht ein Fund in einer Höhle in Süddeutschland aus dem Jahr 2005 dafür. Der längliche, anthrazitfarbene Phallus aus Stein ist 28.000 Jahre alt, 19 cm lang, 2,8 cm dick, 287 Gramm schwer und könnte sowohl als Dildo, als auch als Schlagwerkzeug verwendet worden sein, interpretierte das Team von der Universität Tübingen.
In der Antike war der menschliche Penis dann allgegenwärtig. Mosaiken, Wandmalereien, Reliefs, Schalen: Mythische Helden wurden im Normalfall nackt abgebildet. Ebenso beliebt waren Alltagsgegenstände in Phallusform – Lampen, Gefäße, Schmuck. Hintergrund der erotischen Fixiertheit: ein erigierter Penis sollte allerlei böse Kräfte abwehren, glaubten die Menschen der Antike.
In der Komödie „Lysistrata“ des Dichters Aristophanes aus dem Jahr 411 v. Chr. findet sich die erste bekannte Erwähnung eines Sexartikels. „Seit die Milensier unsere Feinde sind, habe ich nicht einen einzigen achtzölligen Dildo zu Gesicht bekommen, der uns Frauen ein lederner Trost sein könnte“, empört sich die Hauptfigur Lysistrata da.
Im alten Rom war Sex dann an jeder Ecke erhältlich, belegen die zahlreichen einschlägigen Graffiti und Zeichnungen, die sich in Pompeji unter Vulkanasche erhalten haben. Wer heute die antike Metropole nahe Neapel besucht, muss nur nach der größten Besuchertraube gleich vor der Casa degli Amorini dorati Ausschau halten. Denn nichts interessiert auch im 21. Jahrhundert offensichtlich so sehr wie die zahlreichen Fresken von subtilster Raffinesse.
Das Spektrum der Sex-Fresken von Pompeji reicht von schlüpfrigen Kunstwerken in Privathäusern bis zu Werbeslogans für Prostituierte mit eindeutigen Darstellungen im öffentlichen Raum. Mitte des 18. Jahrhunderts, als die Ausgrabungen dort begannen, war Karl III. von Bourbon, der damals über Neapel herrschte, derart entsetzt über die erotischen Fundstücke, dass er sie in einem Geheimdepot verschwinden ließ.
Im Mittelalter wurde der Gebrauch von Dildos dann sanktioniert. Der deutsche Bischof Burchard von Worms verhängte im 11. Jahrhundert dafür fünf Jahre fasten an festgesetzten Tagen. Trotzdem ist überliefert, dass auch Nonnenklöster zu den Abnehmern von Holz-Dildos gehörten. Vertrieben hat sie etwa die Bordellbetreiberin Madame Gourdan in Paris, die 1783 sogar einen Dildo-Versand aufgezogen haben dürfte.
Aber vielleicht liegen all die Deutungen auch völlig daneben. In Fall des Holzphallus aus Vindolanda will das Archäologen-Duo Collins und Sands andere Funktionen nicht ausschließen: Vielleicht war das geschnitzte Stück Holz kein Sexspielzeug, sondern ein Stößel zum Anrühren von kosmetischen oder medizinischen Stoffen. Was zugegebenermaßen aber viel weniger interessant wäre.
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