„Klimaschutz ist auch Menschenschutz“

Ein klimafreundliches Leben gilt oft als Frage des Geldes – eine Annahme, die leider oft der Wirklichkeit entspricht, meint Dr. Melanie Pichler vom Institut für Soziale Ökologie an der Universität für Bodenkultur Wien. Denn Klimaschutz wird derzeit primär über Konsum gedacht: E-Autos, Bioprodukte, neue Heizsysteme etc. Dabei ist gerade Konsum ein wahrer Klimakiller. „Klimaschädliches Leben ist leider ebenfalls eine Frage des Geldes“, sagt Pichler. Was sie damit meint? Wer mehr besitzt, lebt meist ressourcenintensiver – mit größeren Wohnungen, mehr Flügen, mehr Autos.
Wandel
Der entscheidende Punkt: „Wir können uns aus der Klimakrise nicht herauskonsumieren.“ Nötig sei ein grundlegender Strukturwandel – neue Infrastrukturen, andere Anreizsysteme, ein anderer Umgang mit Mobilität und Ernährung – Stichwort: Fleischkonsum. Denn weltweit trifft die Klimakrise jene am härtesten, die am wenigsten dazu beigetragen haben. „Seit 1990 ist das reichste eine Prozent für fast ein Viertel der CO2-Emissionen verantwortlich.“ Daher sei soziale Gerechtigkeit eben kein „Nice-to-have“, sondern Voraussetzung für einen wirksamen Kampf gegen die Klimakrise: „Klimaschutz ist Menschenschutz. Wir schützen das Klima nicht um des Klimas willen, sondern um weiterhin auf dieser Welt leben zu können.“

Dr. Melanie Pichler lehrt und forscht am Institut für Soziale Ökologie an der BOKU University in Wien.
Grenzen setzen
Das Problem: „Es ist schwer vermittelbar, warum Menschen ihren Alltag ändern sollen, wenn sich andere mit dem Privatjet freikaufen können.“ Anstelle von nicht zielführenden Förderungen nach dem Gießkannenprinzip, fordert Pichler daher Obergrenzen für besonders klimaschädliches Verhalten – etwa Kurzstreckenflüge – und soziale Mindeststandards, etwa Zugang zu sauberer Energie inklusive sozial gestaffelter Förderungen.
Das Konzept der „Eco-Social Corridors“, an dem sie mit ihrem Team forscht, zielt darauf ab, Maßnahmen zu entwickeln, die Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit integriert betrachten, konkret in den Bereichen Wohnen und Mobilität: „Dabei geht es darum, gute Lebensbedingungen für alle zu ermöglichen – aber nicht auf Kosten anderer.“
Die Wissenschafterin betont: „Ich habe die Vision, dass Klimaschutz ein besseres Leben für alle bedeutet – mit weniger Autos, mehr Grünräumen, guter öffentlicher Infrastruktur.“

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