Klimakrise - es braut sich etwas zusammen

cloud storm sky with thunderbolt over rural landscape
Herbert Formayer von der BOKU University über die alarmierenden Ergebnisse des zweite Österreichische Sachstandsbericht zum Klimawandel.

Drei Jahre lange haben mehr als 200 Wissenschafter*innen am Bericht gearbeitet. Prof. Herbert Formayer ist einer von ihnen. Im Interview erzählt er, wie der Status quo ist und was wir alle beitragen können, damit die Klimakrise gestoppt wird.

Wie wirkt sich die Klimaerwärmung in Österreich aus?

Herbert Formayer: Sowohl auf globaler Ebene, als auch in Österreich schreitet die Entwicklung deutlich rascher voran als erwartet. Wir haben Erwärmungsraten von 0,6 Grad pro Dekade – das ist fast das Doppelte von dem, was die Modelle gezeigt haben. Unsere Ökosysteme, die ursprünglich an das vorindustrielle Klima angepasst waren, kommen bereits an ihre Belastungsgrenze.

Sie haben sich mit der Veränderung des Wetters beschäftigt. Was ist hier Stand der Dinge?

Prinzipiell sehen wir, dass die Jahresniederschlagsmenge leicht zunimmt. Dennoch wird es zu längeren Trockenheitsphasen kommen, denn eine wärmere Atmosphäre nimmt mehr Wasserdampf auf. Dadurch kommt es zu einer größeren Verdunstung und der Entzug an Bodenwasser ist höher, was direkte Auswirkungen auf Pflanzen und Grundwasser hat. Höhere Temperaturen wirken sich auch auf Starkniederschläge aus Gewittern aus: Diese nehmen um etwa zehn Prozent pro Grad-Erwärmung zu. Somit werden systematisch kleinräumige Vermurungen oder Hochwasser zunehmen. Das wird sich in den nächsten zwei bis drei Jahrzehnten nicht ändern: So rasch können wir unsere Emissionen gar nicht nach unten fahren, denn die Gase sind langlebig und über Jahrzehnte, Jahrhunderte in der Atmosphäre.

Das heißt die Klimapolitik ist zum Scheitern verurteilt?

Nein, auf keinen Fall! Die Entwicklung der zweiten Hälften des 21. Jahrhunderts hängt stark davon ab, was wir jetzt tun – wenn wir das jetzt verschlafen, werden es unsere Kinder und Enkel büßen.

Was muss denn sofort getan werden?

Grundsätzlich wäre es so einfach, dass es für mich als Naturwissenschafter vollkommen unverständlich ist, dass es nicht passiert. Würde man weltweit den Ausstoß einer Tonne CO2 mit 300 Dollar besteuern, hätten wir eine Transformation hin zu einer fossilfreien Energieversorgung. Nur ist man geopolitisch weit davon entfernt. Die EU könnte eine tragende Rolle spielen: Wenn Europa beim Klimaschutz bleibt und zeigt, dass es möglich ist, ein dekarbonisiertes Wirtschaftssystem zu entwickeln, das lebenswert ist, hätte das eine wichtige Vorbildwirkung. Viele denken, dass diese Umstellung mit Verzicht und Verlust an Lebensqualität zu tun hat. Der Bericht zeigt, dass dem nicht so ist. Ein Lebensstil, der weniger auf Konsum ausgelegt ist, ist gesünder und macht auch glücklich. Auch das muss in den Köpfen der Menschen ankommen.

46-218269789

Assoc. Prof. Herbert Formayer vom Institut für Meteorologie und Klimatologie an der BOKU University

Eine Frau mit Brille arbeitet an einem Computer mit Diagrammen.

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