WHO

Kaiserschnitt-Rate sollte bei 10 Prozent liegen

Ein Neugeborenes wird von seiner Mutter und einer medizinischen Fachkraft gehalten.
Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt Kaiserschnitte nur bei "wirklicher" medizinischer Notwendigkeit.

Entbindungen mithilfe des Kaiserschnitts werden nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu oft ohne echte Notwendigkeit vorgenommen. In solchen Fällen würden Frauen und ihre Babys dem Risiko von Gesundheitsschäden ausgesetzt, ohne dass dies ausreichend medizinisch gerechtfertigt wäre, erklärte die WHO am Freitag in Genf.

Es sollten die individuellen Bedürfnisse der Patientin und ihres Kindes entscheidend sein und nicht eventuelle vorgegebene Raten, so die WHO. In den vergangenen 30 Jahren wurde eine Rate von zehn bis fünfzehn Prozent als "ideale Rate" für Kaiserschnitte angesehen. Nun aber zeigten zwei Studien mit WHO-Beteiligung, dass bis zu einer Rate von zehn Prozent tatsächlich eine Verbesserung der Allgemeingesundheit von Müttern und Kindern vorliege sowie die Sterberate zurückginge. Darüber hinaus sei allerdings keine signifikante Verbesserung festzustellen.

Österreich

Die Ergebnisse würden einerseits den Nutzen des Kaiserschnitts bestätigen, erklärte Marleen Temmerman, Expertin für Reproduktionsmedizin der WHO. Wie jeder chirurgische Eingriff berge aber auch ein Kaiserschnitt kurz- und langfristige Risiken. Diesen sollten Mutter und Kind nicht unnötig ausgesetzt werden. In Österreich kommt mittlerweile fast jedes dritte Baby per Kaiserschnitt auf die Welt (32%) - doppelt so viele wie noch vor 15 Jahren. In einigen Geburtskliniken liegt die Kaiserschnittrate sogar bei mehr als 50 Prozent. Ein zunehmender Grund für einen Kaiserschnitt ist die Angst vor einer vaginalen Geburt. Bei acht Prozent aller Kaiserschnitte gibt es laut einer Studie der Stadt Wien gar keine medizinische Indikation für eine Sectio.

Babys nach dem Kaiserschnitt

Fotograf Christian Berthelot zeigt einzigartige Aufnahmen. Mittlerweile kommt jedes dritte Kind per Sectio auf die Welt.

Blutverschmiert, verrunzelt, überzogen mit Käseschmiere - der Anblick des Neugeborenen bleibt normalerweise den Eltern vorbehalten. Für sie ist der Blick auf das neue Leben meist ein Schlüsselereignis, besonders dann, wenn bange Minuten vorausgehen wie bei einem ungeplanten Kaiserschnitt. Der französische Fotograf Christian Berthelot erlebte genau das bei der Geburt seines eigenen Sohnes. Er begleitete seine Frau in den Kreißsaal. Als Komplikationen auftreten, holen die Ärzte das Kind mittels Notkaiserschnitt auf die Welt. Für Berthelot war der Moment, in dem seiner Frau der Bauch aufgeschnitten wurde, ein prägendes Ereignis. "Ich war in einer Art Parallel-Welt und wollte nur, dass mein Sohn gesund wird. Ich war ein Vater wie alle anderen", sagt Berthelot.

Ein neugeborenes Baby wird von Ärzten nach einer Operation gehalten.

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Ein neugeborenes Baby wird von medizinischem Personal gehalten.

Ein neugeborenes Baby schreit, während es von Händen gehalten wird.

Ein neugeborenes Baby wird von Ärzten im Operationssaal gehalten.

Ein blutverschmiertes Neugeborenes wird von einer Hand gehalten; die Nabelschnur ist noch dran.

Ein neugeborenes Baby wird von Händen gehalten, die Nabelschnur wird durchtrennt.

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