Wenn Mathematiker sich nicht von Zahlen belehren lassen

Wenn Mathematiker sich nicht von Zahlen belehren lassen
Wer gut im Umgang mit Zahlen ist, ist besonders gut darin sie so zu interpretieren, dass sie in das eigene Weltbild passen.

Wer gut in Mathe ist, kann auch logisch denken - so die allgemeine Theorie. Aber sie stimmt  nur zum Teil. Mathematiker sind aber auch besonders gut darin, Zahlen so zu interpretieren, wie es ihrem Weltbild entspricht. Das haben jetzt  Psychologen Australian National University in Canberra herausgefunden.

Die Wissenschafter Matthew Nurse und Will Grant legten rund 500 Probanden fiktive Statistiken von Städten vor, die ihr Kohlekraftwerke angeblich sofort geschlossen hatten. Eine drastische Maßnahme, die die Probanden bewerten sollten - ihre Aufgabe war es zu interpretieren, wie sich die plötzliche Schließung der Kraftwerke auf die Reduktion der CO2-Emissionen in diesen Städten ausgewirkt hatte.

Ergebnis: Konservative interpretierten die Grafiken eher so, dass die erzwungene Stilllegung der Kraftwerke wirkungslos sei. Linke lasen die Statistiken hingegen völlig anders: Für sie waren sie ein eindeutiger Beleg dafür, dass jetzt deutlich weniger Kohlendioxid ausgestoßen wird.

Polarisierend

Je besser jemand mit Zahlen umgehen konnte, desto stärker interpretierte er die Grafiken in seinem Sinne. Das galt für Rechte und Linke gleichermaßen. Überspitzt formuliert könnte man sagen: Je mehr jemand von Mathematik versteht, desto polarisierender war er in seinen Aussagen. Sein Weltbild wollte er sich auch von Zahlen und Fakten nicht in Frage stellen lassen.

Was die Australier herausgefunden haben, ist übrigens nicht ganz neu: Bereits 2017 kamen Forscher der Yale University (USA) zu ähnlichen Ergebnissen. Sie fanden allerdings auch heraus, dass mathematisch begabte Menschen durchaus die Fähigkeit besitzen, Grafiken korrekt zu interpretieren - allerdings vor allem bei nicht politischen Themen. Im konkreten Fall sollten die Probanden Grafiken über die Wirksamkeit einer Salbe interpretieren. Wer matheaffin war, bewertete die Zahlen viel objektiver.

 

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