Weniger Infarkte durch Rauchverbote

Weniger Infarkte durch Rauchverbote
Je strenger das Gesetz, desto weniger Tote gibt es. Das zeigen Studien in ganz Europa, aktuell auch eine deutsche Analyse.

8 Prozent weniger Herzinfarkte. 13 Prozent Rückgang bei den Behandlungen wegen Angina pectoris – einer Vorstufe des Herzinfarkts. Die Ergebnisse einer Analyse von 3,7 Millionen deutschen Krankenhaus-Akten zeigen, dass Rauchverbote Leben retten.

Umweltmediziner Univ.-Prof. Manfred Neuberger fühlt sich bestätigt: "In Ländern, wo das Rauchverbot in der Gastronomie strenger durchgesetzt wurde, ist die Herzinfarkt-Rate noch viel stärker zurückgegangen." In Schottland etwa, wo es bei den Rauchern einen Herzinfarkt-Rückgang von 19 Prozent gibt. Nichtraucher profitierten sogar noch mehr vom Wegfall des Passivrauchs: 21 Prozent weniger Herzinfarkte.

Auch im Gesundheitsministerium in Wien sieht man die Studie positiv: "Wir sagen ja, dass Rauchverbote etwas nützen", sagt Sprecherin Sigrid Rosenberger. "Wir gehen davon aus, dass in Österreich durch das Tabakgesetz die Häufigkeit des Rauchens zurückgeht. Nichtraucherlokale und -bereiche werden gut angenommen."

Als "absoluten Versager" sieht hingegen Neuberger die österreichische Regelung: "Bei unseren Messungen in sogenannten Nichtraucherzimmern wurden die Grenzwerte zu einem beträchtlichen Teil überschritten. In Raucherzimmern waren ohnehin katastrophale Werte." Nur in den reinen Nichtraucherlokalen fanden die Forscher gute Luftwerte vor.

Die Entgegnung aus dem Ministerium: Die derzeitige Regelung sei von der Mehrheit des Nationalrates so beschlossen worden. "Minister Stöger sieht in dieser Legislaturperiode realistischerweise keine Chancen einer Änderung. Wenn es nach ihm persönlich ginge, wäre er allerdings für strengere Regelungen in der Gastronomie." Stöger hat den Ländern den Auftrag gegeben, das Tabakgesetz zu kontrollieren.

Strenger

"Zahnlos", meint Neuberger. Vorbildlich seien hingegen etwa die Italiener. Hier wird ein Raucherzimmer in einem Lokal erst freigegeben, wenn strenge Voraussetzungen erfüllt werden. "Bei uns gilt jemand hingegen als Vernaderer, wenn er sich beschwert, dass das Tabakgesetz nicht eingehalten wird", sagt Neuberger.

Um das Rauchen in Lokalen wird in Österreich auch weiter eisern gekämpft: "Diese aktuelle Studie bezieht sich auf die generelle Regelung, dass Rauchen in öffentlichen Bereichen verboten ist", sagt Komm.-Rat. Helmut Hinterleitner vom Fachverband Gastronomie in der Wirtschaftskammer: "Deshalb ist es nicht möglich zu sagen, welchen Anteil hier die Gastronomie hat."

Rauchverbote würden zu keiner Änderung des Rauchverhaltens führen, glaubt Hinterleitner. Wichtiger als Verbote seien Präventionsmaßnahmen, damit Jugendliche überhaupt nicht mit dem Rauchen beginnen. Immerhin, Österreichs Jugend ist europaweit Spitzenreiter in puncto Rauchen.

Anders sieht man das bei der deutschen Krankenkasse DAK: "Die Rückgänge beim Herzinfarkt und Angina pectoris sind überwiegend auf die Verbote in der Gastronomie zurückzuführen", so ein Sprecher. "Dort war die Belastung stärker als etwa auf Bahnhöfen." Und die Situation am Arbeitsplatz sei nicht über die beiden Nichtraucherschutzgesetze geregelt.

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