Warum ein Pilz gegen Antibiotikaresistenzen wirkt
Auf der Suche nach neuen antimikrobiellen Substanzen sind österreichische Forscher auf eine Substanz gestoßen, die als Antibiotika-Booster wirkt. Der Stoff cPM verstärkt den Effekt anderer mikrobieller Stoffe. Bei zwei Bakterien-Arten, bei denen das Antibiotikum Ampicillin nicht mehr wirkte, wurde die Resistenz deutlich verringert, berichten die Forscher im Fachjournal "Frontiers in Microbiology". Die Wiener Forscher zeigten, dass cPM als Antibiotika-Booster wirkt und in Kombination mit Ampicillin die Resistenz von zwei Ampicillin-resistenten Bakterien deutlich verringert. cPM selbst habe praktisch keine antibiotische Wirkung, nur in der Kombination sehe man den Effekt.
Antibiotika-resistente Keime nehmen zu
Die ständige Zunahme von antibiotika-resistenten Keimen steht im krassen Gegensatz zur Anzahl neu entdeckter antimikrobiell wirkender Substanzen. Die Wahrscheinlichkeit, einen neuen Stoff zu finden, sei sehr gering, das sei auch der Grund, warum die Industrie die meisten Screening-Projekte stillgelegt habe, erklärte Kathrin Rychli vom Institut für Milchhygiene der Veterinärmedizinischen Universität Wien gegenüber der APA. Das Problem ist, dass etwa Pilze antimikrobielle Substanzen nur dann absondern, wenn sie zum Beispiel in Kontakt mit Bakterien kommen oder die Umweltbedingungen schlechter werden. Geht es ihnen gut, stellen sie die Produktion dieser Stoffwechselprodukte ein und legen die entsprechenden Bereiche ihres Erbguts still.
Pilze als Hoffnung
Aus diesem Grund suchen Forscher nach Möglichkeiten, Pilzen oder anderen Mikroorganismen antibiotische Substanzen zu entlocken. Eine Möglichkeit dafür sind sogenannte kleine chemische Modulatoren, die einen Effekt auf Enzyme mit epigenetischer Wirkung haben, also Gene an- oder abschalten können. Ein solcher Auslöser, der in Pilzen dafür sorgt, dass stillgelegte Gene wieder aktiviert werden, ist Valproinsäure. Im Pilz "Doratomyces microsporus" löste die Valproinsäure die Produktion gleich mehrerer antimikrobieller Stoffe aus. Diese wirkten sowohl gegen herkömmliche als auch gegen resistente Staphylococcus-aureus-Erreger.
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