USA: Pille zum Schutz vor HIV zugelassen

Ein Mann hält eine Packung Truvada-Tabletten in einem Labor.
Aufsichtsbehörde genehmigt Präparat Truvada. Dieses soll das HIV-Ansteckungsrisiko gesunder Menschen verringern. Doch Kritiker warnen.

Es wäre so schön und der Erfinder bekäme wohl sofort den Nobelpreis für Medizin: Ein Mittel, das sicher vor der Infektion mit dem Aidserreger HIV schützt. Ein solches Präparat gibt es aber nicht, es zeichnet sich auch nicht ab. In den USA wurde nun eine bereits vorhandenes Kombinationsmedikament ("Truvada") gegen HIV auch für die sogenannte Präexpositions-Prophylaxe (PrEP) zugelassen.

Der Gedanke: Menschen in Risikogruppen, etwa homosexuelle Männer oder Drogenabhängige, die nicht mit HIV infiziert sind, nehmen die Pillen regelmäßig. Falls das Virus dann - etwa beim ungeschützten Sex oder durch eine verseuchte Nadel - in den Körper kommt, kann es die Zellen schlechter infizieren und sich schwerer in ihnen vermehren. Auf diese Weise wird das Risiko verringert, sich zu infizieren.

In "Truvada" finden sich die Wirkstoffe Tenofovir und Emtricitabin. Beide erschweren es dem Virus, seine Erbsubstanz in die zur Infektion des Menschen nötige Fassung zu bringen. "Truvada" ist in den USA bereits seit 2004 zugelassen - zur Behandlung von HIV-infizierten Erwachsenen und Kindern, die älter als zwölf Jahre sind. In der EU ist das Medikament zur Behandlung registriert, vorerst noch nicht zur Prävention einer HIV-Infektion.

"Truvada ist kein neues Produkt", erklärte Debra Birnkrant, Direktorin der Abteilung für Antivirale Medikamente bei der US-Arzneibehörde FDA. Die FDA stützt sich bei ihrer Zulassung unter anderem auf zwei Untersuchungen. In diesen wurde das Risiko einer Infektion signifikant verringert. Einmal um 42 Prozent, in einer Studie der US-Gesundheitsbehörden (NIH) mit rund 2.500 HIV-negativen schwulen und bisexuellen Männern. Eine zweite Studie an der Universität Washington brachte ein um 75 Prozent verringertes Risiko. Untersucht wurden dabei laut FDA etwa 4.800 heterosexuelle Paare, bei denen einer der Partner HIV-positiv war und der zweite nicht.

Kosten von 11.500 Euro pro Jahr

Das Aids-Programm der Vereinten Nationen (UNAIDS) hat die Zulassung mit dieser Indikation in den USA begrüßt. Klar ist jedoch, dass die Sache weder ein "Wundermittel" noch ein "Freischein" für Risikoverhalten in Sachen HIV sein kann. Kritiker warnen davor, dass " Truvada" dazu verleiten könnte, das HIV-Infektionsrisiko zu unterschätzen. Zudem ist die Einführung unter anderem wegen der hohen Kosten von bis zu 14.000 Dollar (11.500 Euro) pro Jahr und Therapie umstritten. Ärzte befürchten auch, dass HI-Viren eine Resistenz gegen Truvada ausbilden könnten und dass die Daten zur Wirkungsweise der Pille im weiblichen Organismus angesichts der Ausrichtung der Studien nicht ausreichen.

Einer der Co-Entwickler des Medikaments hat die Zulassung durch die FDA unterdessen nicht mehr miterlebt: Am Dienstag wurde in Prag bekannt, dass der tschechische Chemiker Antonin Holy am Montag im Alter von 75 Jahren nach langer Krankheit gestorben ist.

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