Teenager – schlaflos „in the city“

Viele verschiedene Wecker stehen dicht an dicht nebeneinander.
Junge Menschen in der Stadt schlafen weniger – die Gründe dafür sind vielfältig – Licht ist ein Diskussionspunkt.

David, 24, ist im Bregenzer Wald aufgewachsen und lebt seit drei Jahren in Wien. Die Frage, wo er besser schläft, kann er klar beantworten: „Bei mir daheim. Dort ist weniger Lärm und die Luft ist besser. Im Sommer sind die Nächte außerdem viel kühler als in Wien.“ David ist nicht der einzige junge Stadtbewohner mit Schlafproblemen.

Schlaflos „in the city“ – warum? Je heller es nachts in Wohngebieten ist, desto später gehen Jugendliche ins Bett. Dieser späte Tagesrhythmus hat negative Auswirkungen auf Schlafverhalten, Leistungen in der Schule und die Gesundheit. Dies wurde nun weltweit erstmals in einer Studie nachgewiesen. Christian Vollmer von der pädagogischen Hochschule Heidelberg hat mit seinem Team 1500 Schüler zu ihren Lebens- und Schlafgewohnheiten befragt. Dann wurden nächtliche Satellitenbilder mit den Aussagen der Schüler verglichen.

Das Ergebnis dieser Studie überrascht den Wiener Schlafmediziner Univ.-Prof. Bernd Saletu nicht. „Jeder Mensch ist durch seine Umwelt geprägt. Die Stadt schläft kaum und hat generell einen hektischeren Rhythmus.“ Und die Rolle der städtischen Lichtverschmutzung? Saletu: „Wenn nicht mehr als 250 Lux beim Schlafzimmerfenster hereinscheinen, hat das keinen Einfluss auf den Körper.“ Vermutlich spielt der Lebensstil in Städten eine prägende Rolle – selbst Wien wird immer mehr zur Stadt, „die niemals schläft“.

Muntermacher

Nachtsicht auf die beleuchtete Skyline von Wien, die sich im Wasser spiegelt.

Unser Tag-Nacht-Rhythmus wird vom Schlafhormon Melatonin geregelt. Der Körper schüttet es nur bei ausreichender Dunkelheit aus. Ist es zu hell, kann das zu Schlafproblemen und Stress führen. Auch die innere Uhr gerät durcheinander. Die Gründe für die Schlaflosigkeit der jugendlichen „Eulen“ sind laut Heidelberger Studie dennoch vielfältiger. Die städtischen Spätschläfer nutzen häufiger Computer und Fernseher. Sie konsumieren tagsüber mehr Muntermacher wie Kaffee, Cola, Zigaretten. Am Abend essen sie mehr Süßigkeiten als Gleichaltrige, die früher schlafen gehen. Die Teenager schlafen später ein – auch wenn sie sich früh hinlegen. „Am Wochenende holen sie das Schlafdefizit mit langem Ausschlafen nach“, sagt Studienleiter Vollmer.

Keine gute Lösung – das verschlimmert das Problem sogar. Der Rhythmus gerät noch mehr durcheinander, was das Aufstehen am Montag wieder schwieriger macht. Prinzipiell brauchen Pubertierende nämlich mehr Schlaf als Erwachsene. Schlafmediziner Reinhold Kerbl: „Warum das so ist, wissen wir nicht genau. Vielleicht aufgrund einer neuen Wachstumsphase.“ Zu viele Sorgen sollten sich Eltern dennoch nicht machen, beruhigt Schlafmediziner Kerbl: „Mit etwa 18 Jahren stabilisiert sich das Schlafbedürfnis wieder.“

Tipps: Schlafmützen munter machen

Soziologe Christian Vollmer gibt Jugendlichen Tipps für einen besseren Schlaf:

Besonders wichtig für einen gesunden Schlummer ist die Ernährung: Am Abend nicht zu viel und nicht zu wenig essen. Nach abendlichen Schlemmereien klagen gerade Jugendliche oft über Bauchschmerzen. Eine Stunde vor dem Einschlafen nicht mehr fernsehen oder Computer spielen. Das blaue Licht der Monitore und der „emotionale Stress“ machen extrem munter.

Wer sich am Tag bewegt, ist abends müder. Am besten draußen, im Freien: In der Natur ist es hell, das stellt die innere Uhr wieder richtig ein. In der Früh genug Licht ins Zimmer lassen – das Aufstehen fällt so leichter. Eltern können helfen, indem sie die Vorhänge aufmachen. Frühstücken hilft am Morgen, um in die Gänge zu kommen.

Trennung von Schlaf- und Arbeitsplatz. Im Jugendzimmer hilft ein Raumteiler.

Rituale helfen sich auf die Ruhephase vorzubereiten.

Regelmäßige Schlafenszeiten einhalten.

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