Komatrinken bremst Knochenheilung

Auto-Unfälle oder Stürze sind häufig die Folge von Alkoholmissbrauch. Neben den bekannten Auswirkungen auf den Organismus konnten US-Forscher des Loyola University Medical Center in Chicago einen weiteren schädigenden Mechanismus von Alkohol aufklären. Sie machten drei Ursachen ausfindig, warum gebrochene Knochen von Alkoholkranken schlechter heilen: Sie bildet sich weniger neues Knochenmaterial und die Konzentration von Eiweißen, die dafür verantwortlich sind, dass Stammzellen an die verletzte Stelle gelangen, ist geringer. Bei einem Versuch mit Mäusen zeigten sie, durch den Alkohol im Blut, höhere Anzeichen von zellulären Stress.
Mehr Behandlungsangebote in Wien
Laut Studien gelten rund fünf Prozent der Österreicher als alkoholabhängig, weitere zwölf Prozent sind gefährdet. Auf die Bundeshauptstadt heruntergebrochen bedeutet dies 60.000 bis 70.000 Betroffene. Rein für medizinische Behandlung werden jährlich rund 370 Mio. Euro ausgegeben. Die Stadt Wien wird das Behandlungsangebot für Alkoholkranke nun deutlich ausbauen und diversifizieren. Bis Sommer 2014 soll das neue Konzept stehen, die schrittweise Umsetzung ist bis 2020 geplant, sagte Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely.
Im Kampf gegen Alkoholismus will Wien zwei wesentliche Ziele verfolgen. Einerseits geht es um die Früherkennung. „Die Diagnose Alkoholkrankheit wird oft viel zu spät gestellt - erst dann, wenn es schon Organschäden gibt“, erklärte Hans Haltmayer, ärztlicher Leiter der Suchthilfe Wien und ab November neuer Drogenbeauftragter der Stadt. Grund dafür sei auch die Tabuisierung, weshalb Hausärzte das Problem nicht am Radar haben oder ausblenden. Schulungen und Sensibilisierungsmaßnahmen im niedergelassenen Bereich sollen das zu verhindern helfen. Gespräche mit der Ärztekammer stehen allerdings noch an.
Andererseits soll ein erweitertes vielfältiges Betreuungsprogramm, das Stadt, Gebietskrankenkasse und Pensionsversicherungsanstalt miteinander vernetzt, etabliert werden. „Ziel ist es, für jede Phase der Abhängigkeit ein spezifisches Angebot zur Verfügung zu stellen“, so Hartmayer. In die Konzepterstellung des „Projekts Alkohol 2020“ sollen Erfahrungen aus dem Bereich der illegalen Drogen herangezogen werden. Denn hier sei es gelungen, den Großteil der Suchtkranken in das Behandlungs- und Betreuungssystem zu integrieren anstatt lediglich zu verdrängen.
Wobei die Erfolgsaussichten in Bezug auf die Trunksucht prozentuell gesehen weniger aussichtsreich sind. „Im Bereich der illegalen Drogen können wir 75 bis 80 Prozent der schwer Drogenkranken erreichen. Diese Quote ist im Alkoholbereich nicht möglich“, räumte Alexander David, Noch-Drogenbeauftragter der Stadt, ein. Ein Anteil von 15 bis 20 Prozent sei hier schon ein sehr großer Erfolg. Die Ursache: Viele verheimlichen aus Scham oder Uneinsichtigkeit ihr Problem. Deshalb sollen künftig auch Unternehmen miteinbezogen werden, damit Mitarbeiter, die sich outen, nicht mehr gekündigt, sondern in Sachen Behandlung unterstützt werden.
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