Ein Kater, der so gar nicht schnurrt

Ein Mann mit Partyhut und Konfetti wirkt verkatert an einem Tisch mit umgekippten Gläsern.
Am Tag danach kämpft der postalkoholische Körper mit einem Stoffwechselgewitter.

Kuppelkopf droht demnächst, besser: Kuppelhue. Das ist Norwegisch und heißt „Kater“. Nein, nicht der, der schnurrt. Sondern der dicke Brummer am Tag danach. Der Neujahrstag scheint dafür besonders prädestiniert. Wie das Desaster im Körper entsteht, ist noch nicht genau erforscht, aber fix ist: Es handelt sich um eine Art Stoffwechselgewitter, bedingt durch den Abbau des erhöhten Ethyl- und Methylalkoholspiegels. Der ist für den dicken Schädel verantwortlich, das durch einen Fetzen entstehende Acetaldehyd im Blut sorgt dann für den Rest vom Fest. Dessen Abbau macht, dass es den Genießern auch sonst nicht gut geht. Und der trockende Mund beim bösen Erwachen? Der kommt davon, weil Alkohol entwässert. Außerdem gerät der gesamte Glucose-Haushalt ins Trudeln. Oje.

K wie Katarrh - oder "Kotzen-Jammer"

So, weit. So übel. Doch wer ist überhaupt auf die Idee gekommen, diesen unerfreulichen Zustand nach einem Tier zu benennen? Auf der Website der Gesellschaft für deutsche Sprache findet sich dazu folgendes: „Die Bezeichnung als Kater lässt sich erstmals etwa Mitte des 19. Jahrhunderts belegen. Zwei Erklärungsansätze dominieren dazu: Nach Heinz Küpper (Illustriertes Lexikon der deutschen Umgangssprache, Stuttgart 1983) hat sich dieser Ausdruck möglicherweise durch eine Entstellung des Wortes Katarrh gebildet, das in der Volkssprache gemeinhin die Bedeutung ›Schnupfen, Unwohlsein‹ trägt. Als weitere Vermutung führt er an, Kater könne sich als eine Verkürzung des damals bereits verwendeten Begriffs Katzenjammer für das unangenehme Empfinden nach einem Rausch durchgesetzt haben.“ Möglicherweise ist das aber auch so: „Zu Ende des 18. Jahrhunderts wurde nämlich die Redensart „besoffen wie ein Kater“ verwendet, - eine Anlehnung an ,verliebt wie ein Kater‘.“ Außerdem sprach der angeheiterte Student zu Zeiten Goethes gerne auch vom „Kotzen-Jammer“.

Jedenfalls sind die Folgen übermäßigen Alkoholgenusses nichts Neues – getrunken hat der Mensch bekanntlich schon immer. Bereits in der Bibel wurde das Phänomen beschrieben: „Weh, denen, die des Morgens früh auf sind, des Saufens sich zu fleißigen“ (Jesaja, 5:11). Beschäftigt sich die Wissenschaft mit dem Kater? Jein. Seine Folgen sind hinlänglich beschrieben – und auch die Symptome wurden kategorisiert. Kopfweh, Durchfall, Zittern, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Krankheitsgefühl sowie Übelkeit gelten als Hauptsymptome. Und ja, es gibt auch einen medizinisch definierten „alkoholinduzierten Kopfschmerz“ mit eigener Kopfschmerz-Klassifikationsnummer.

Und was hilft wirklich gegen einen Kater?

Ein Stück Fisch wird mit einer Gabel gehalten.
Doch nun zum Wichtigsten: Was hilft gegen das Drama? Nicht allzu viel. Geduld, in Gestalt von Zeit, ist wichtig. Die Empfehlung, „den Kater auszuschlafen“, klingt banal, ist aber sinnvoll. Ein Patentmittel gegen den Kater gibt es zwar nicht. Aber: Wer sauer-salzige Lebensmittel schon während dem Feiern beherzigt und etwa ein paar Salzstangerl und Chips knabbert, beugt mitunter einer späteren Dehydrierung vor. „Das im Alkohol enthaltene Ethanol entwässert sehr stark“, erklärt Univ.-Prof. Cem Ekmekcioglu, Physiologe an der MedUni Wien. Verkaterte setzen am besten auf Schonkost sowie Lebensmittel, die den Blutzuckerspiegel etwas boosten.

Was Experten ebenfalls empfehlen: viel trinken, trinken, trinken (kein Alkohol). Dass ein Espresso mit Zitrone hilft, haben Forscher der Uni Freiburg vor einigen Jahren herausgefunden. Die Kombi dämpft das Schmerzempfinden. Koffein und Zitronensäure blockieren die Bildung eines Enzyms, die die Freisetzung von Prostaglandinen (hormonähnliche Substanzen, die an der Schmerzweiterleitung beteiligt sind). Und wie sieht das perfekte Kater-Frühstück aus? Gewürzreich – denn Gewürze regen die Verdauung an. Reich an Säure, die den Alkoholabbau fördert. Gut gesalzen, denn Salz ersetzt die fehlenden Mineralstoffe. Dazu passen Honig oder Tomatensaft – der darin enthaltene Fruchtzucker beschleunigt den Abbau von Alkohol. Auch Vollkornbrot und Käse führen verlorene Mineralien und Salze zu.

Übrigens sprechen die Franzosen im Kater-Fall von „hölzerner Fresse“, also: J’ai la gueule de bois. Ihr Rezept dagegen: Cassoulet, der weiße Bohneneintopf mit Würsteln und Fleisch – oder aber Zwiebelsuppe.

Kommentare