Serbisches TV mit falschem Nobelpreisträger

Serbisches TV mit falschem Nobelpreisträger
So wie andere serbische Medien verkündete das Staatsfernsehen kurz vor der offiziellen Bekanntgabe den serbischen Autor Dobrica Cosic als Gewinner.

Serbische Medien sind am Donnerstag in größerer Zahl einer im Internet veröffentlichten Falschmeldung auf den Leim gegangen und haben fälschlicherweise den serbischen Autor Dobrica Cosic als Gewinner des diesjährigen Literaturnobelpreises vermeldet.
Sogar das serbische Staatsfernsehen ist auf die gehackte Internetseite hereingefallen und hat wenige Minuten vor der offiziellen Bekanntgabe des Gewinners am Donnerstag in Schweden den 90-jährigen Cosic zum Preisträger ernannt.

Der Sender war unbekannten Hackern aufgesessen, die eine der echten Internetpräsenz des Nobelpreis-Komitees ähnelnde Seite ins Netz gestellt hatten. Dort waren ein Foto des Serben und Zitate seiner Texte eingestellt worden. Tatsächlich wurde dem schwedischen Lyriker Tomas Tranströmer der Literaturnobelpreis 2011 zugesprochen.

Gefälschte Begründung

Auf der gefälschten Website www.NobelPrizeLiteratur.org wurde der serbische Schriftsteller und einstige jugoslawische Präsident Cosic fälschlich als Preisträger gewürdigt. Es würde sich um den "letzten Dissidenten des 20. Jahrhunderts" handeln, den "Zeugen einer Ära, die zu Ende geht, und einer neuen Ära, die erst in der Entstehung begriffen" sei, lautete die Begründung auf dem falschen Nobelpreis-Internetportal.

Von vielen Belgrader Medien wurde der kleine Unterschied zum echten Nobelpreis-Internetportal - www.nobelprize.org - erst bemerkt, als die Schwedische Akademie den Namen des Dichters Tomas Tranströmer, des tatsächlichen Trägers, veröffentlichte. Die Tageszeitung Blic berichtete, dass das Internetportal, auf welchem die Falschmeldung erschienen ist, erst am Mittwoch in Oslo von einer Privatperson registriert worden sei.

Aktion richtete sich gegen Cosics politische Aktivitäten

Der 89-jährige Cosic wurde für den Literaturnobelpreis Anfang des Jahres von einer Gruppe serbischer Schriftsteller vorgeschlagen. Der Literaturnobelpreis würde ihn nicht interessieren, meinte der Schriftsteller damals.

Mittlerweile hat eine "Gruppe von Web-Aktivisten", wie sie sich nennt, auf www.NobelPrizeLiteratur.org (siehe Link unten) die Motive ihres Handelns erklärt. Die Aktion habe sich gegen den Umstand gerichtet, dass Cosic für den Nobelpreis vorgeschlagen worden war. In dem Text werden weiters nationalistische Ansichten Cosics, der in der Zeit der Jugoslawienkriege von 1992 bis 1993 Präsident der neu geschaffenen Bundesrepublik Jugoslawien war, verurteilt.
Abschließend heißt es in dem Text: "Dobrica Cosic ist nicht Nobelpreisträger, obwohl die serbische Öffentlichkeit und er es für volle 15 Minuten geglaubt haben. Wir finden einen gewissen Trost in dieser Tatsache."

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