Schmerzen: Männer sind nicht wehleidiger als Frauen

Geschlechterunterschiede. Männer sind wehleidig, halten nichts aus, setzen beim kleinsten Schmerz die größtmögliche Leidensmiene auf: Das ist ein weitverbreitetes (Vor-)Urteil, das jetzt durch eine neue Untersuchung widerlegt wird. Ärzte der MedUni Graz und des Universitätsspitals der Ruhr-Universität in Bochum haben 10.200 Patienten nach größeren (z. B. Hüftoperationen) und kleineren (z. B. Gewebsentnahmen) chirurgischen Eingriffen über das Ausmaß ihrer Schmerzen befragt.
Die Ergebnisse wurden jetzt auf einer Tagung in Stockholm präsentiert: Männer hatten demnach nach größeren, Frauen nach kleineren Eingriffen mehr Schmerzen. Insgesamt – über alle Eingriffe zusammen – gab es keinen Unterschied im Schmerzausmaß.
"Unterschiede in der Schmerzwahrnehmung zwischen den Geschlechtern sind ein heftig diskutiertes Thema", sagt Intensivmediziner Andreas Sandner-Kiesling von der MedUni Graz. "Auch unsere Daten bringen keine endgültige Klärung. Aber sie lassen die Annahme zu, dass Art und Schwere des Eingriffs eine entscheidende Rolle spielen."
Frühere Studien kamen zu unterschiedlichen Ergebnissen: Manche zeigten geschlechtsspezifische Unterschiede, andere nicht. "Im Allgemeinen berichten Frauen im Vergleich zu Männern über mehr Schmerzen", so der britische Experte Edmund Keogh zur BBC.
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