Frühdiagnose ist bei Gelenksrheuma entscheidend

Eine Hand berührt die Schulter eines Mannes.
Wiener Experte: Wir sehen noch immer Patienten, die bei bis zu 20 Ärzten waren.

Etwa ein Prozent der österreichischen Bevölkerung leidet an chronischer Polyarthritis („Gelenksrheuma“, Rheumatoide Arthritis). Einmal entstandene Gelenksschäden lassen sich nicht mehr heilen. Deshalb kommt der Frühdiagnose eine entscheidende Bedeutung zu, erklärte am Dienstagnachmittag der Wiener Experte Ludwig Erlacher bei einem Hintergrundgespräch.

An sich wären die Behandlungsmöglichkeiten mit den Basistherpeutika wie Methotrexat, Sulfasalazin oder Leflunomid sowie den modernen Biologika (monoklonale Antikörper, Rezeptor-Konstrukte) gut. Doch am besten wirken die Arzneimittel am Beginn der Erkrankung. „Ich sehe immer noch Patienten, die schon bei bis zu 20 Ärzten waren, bis sie diagnostiziert werden“, sagte der Rheumatologe (SMZ-Süd/Wien). „Trotz aller Therapien ist der entscheidende Faktor immer noch die Frühdiagnose.“

Mehr als ein geschwollenes Gelenk, Schmerzen zum Beispiel beim Händedruck (wenn die Hände betroffen sind; Anm.) und Steifigkeit der Gelenke am Morgen (länger als 30 Minuten) sollten auf jeden Fall zum Arzt führen. Bei einer frühen Diagnose kann durch eine Behandlung mit den Basistherapeutika bei 40 bis 50 Prozent der Betroffenen ein Verschwinden Symptome erreicht werden. Die Zielrichtung ist auf jeden Fall möglichst das „Abdrehen“ der entzündlichen Prozesse im Rahmen der rheumatischen Polyarthritis.

Doch es gibt in Österreich, so die Ärztin und Gesundheitsökonomin Anna Vavrovsky, ein Problem: Die Versorgung von Patienten mit chronischer Polyarthritis ist im niedergelassenen Bereich außerhalb von Spitalsambulanzen kaum gesichert. In Bundesländern wie dem Burgenland, Vorarlberg, Kärnten und Salzburg gibt es keine spezialisierten Anlaufstellen für Patienten. „Die österreichische Gesellschaft für Rheumatologie listet 132 Rheumatologen auf. Davon haben aber nur 20 einen Kassenvertrag mit einer Gebietskrankenkasse“, sagte die Expertin. Im Burgenland, in Vorarlberg und in Tirol gibt es demnach jeweils keinen einzigen Rheumatologen mit GKK-Vertrag und Ordination.

Geundheits-Talk heute, Mittwoch

Rheuma ist auch das Thema des großen Gesundheits-Talks heute, Mittwoch, 8.10., 18:30 Uhr. KURIER-Ressortleiterin Gabriele Kuhn diskutiert mit Univ.-Prof. Dr. Josef Smolen (MedUni Wien), Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Emminger (MedUni Wien) und Karin Formanek (Betroffene).

Veranstaltungsort Van-Swieten-Saal der Medizinischen Universität Wien, Van-Swieten-Gasse 1a, 1090 Wien. Veranstalter sind der KURIER, die MedUni Wien und Novartis.

Der Eintritt ist frei!

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