Prostatakrebs-Früherkennung: Was der PSA-Wert bedeutet
Anton Ponholzer ist Facharzt für Urologie und Andrologie, Barmherzige Brüder Wien; Vorsitzender Arbeitskreis Urologische Onkologie der Österreichischen Gesellschaft für Urologie.
Ab 45 sollten Männer regelmäßig beim Urologen zur Prostatakrebs-Vorsorge gehen. Sind der Vater, ein Bruder oder ein Onkel an Prostatakrebs erkrankt, ist das eigene Risiko um 50 bis 100 Prozent erhöht. In diesem Fall sollte man bereits vor 40 mit der Vorsorge beginnen. Mit rund 4800 Neuerkrankungen pro Jahr ist Prostatakrebs in Österreich die häufigste Krebserkrankung beim Mann. Jährlich gibt es 1200 Todesfälle. Zirka 75 Prozent der Erkrankungen werden heute in einem frühen, noch begrenzten Stadium diagnostiziert – ein Großteil dieser Patienten kann geheilt werden.
Welche Untersuchungen umfasst die Prostatakrebs-Früherkennung?
Die Tastuntersuchung und den PSA-Test. Das prostataspezifische Antigen (PSA) ist ein Eiweiß, das von gesunden Prostatazellen gebildet wird. Bei Vorhandensein von Krebszellen gelangt mehr PSA in den Blutkreislauf als bei ausschließlich gesundem Gewebe.
Wie aussagekräftig ist der PSA-Test?
Er ist nicht perfekt, aber es gibt derzeit keine Alternative. Mittlerweile ist in einer sehr großen europäischen Studie nachgewiesen, dass durch regelmäßige PSA-Tests und Tastuntersuchungen das Risiko, an Prostatakrebs zu sterben, um 20 bis 30 Prozent gesenkt werden kann. Das individuelle Risiko für einen einzelnen kann sogar um 50 Prozent reduziert werden. Durch eine sehr abwartende Vorgehensweise versucht man die Behandlung von Tumoren mit niedrigem Risiko, die lebenslang kein Problem verursacht hätten, stark zu reduzieren.
Wie sieht die heutige Vorgehensweise aus?
Ein einziger etwas erhöhter PSA-Wert ist noch kein Anlass für eine Biopsie. Entscheidend ist der Verlauf von mehreren PSA-Werten im Abstand von mehreren Wochen. Erst die Veränderung entscheidet über die Durchführung einer Biopsie. Dabei werden standardmäßig zwölf kleine Gewebeproben entnommen. Bei der Bewertung macht es einen Unterschied, ob eine oder viele Proben bösartig sind. Bei einem Teil der Patienten besteht nach der Beurteilung von Tastbefund, PSA-Werten und Biopsie – sowie zunehmen auch einer Magnetresonanztomografie – die Therapie zunächst nur in aktiver Beobachtung("Active Surveillance"). Zwei Drittel dieser Männer bleiben lebenslang in der Überwachungsphase ohne OP.
Wie groß ist das Risiko von Nebenwirkungen nach einer Prostatakrebsoperation und -therapie?
Die Operations- als auch die Bestrahlungstechniken haben sich deutlich verbessert. Das Risiko einer längerfristigen Harninkontinenz ist mittlerweile sehr gering. Von einer Potenzstörung nach einer Therapie ist jeder zweite Mann betroffen, sie kann aber mit Potenzmitteln gut behandelt werden. Die Libido ist auf keinen Fall betroffen. Insgesamt überwiegt der Nutzen einer Therapie die Risiken aber deutlich.
Dr. Ponholzer am Tel. (01/526 57 60): Mi., 28. 10., 15.30 bis 16.30 Uhr. Anfragen per eMail: gesundheitscoach@kurier.at
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