Patienten dürfen Cannabis zur Therapie anbauen

Chronisch kranke Patienten in Deutschland dürfen ausnahmsweise privat Cannabis züchten. Das Kölner Verwaltungsgericht erlaubte in drei Fällen den Anbau zu Therapiezwecken, wenn chronisch Kranken sonst nichts gegen ihre Schmerzen hilft. Die Richter gaben damit den Klagen von Schwerkranken gegen ein behördliches Anbauverbot statt. Der Cannabis-Eigenanbau bleibe verboten, könne aber unter bestimmten Bedingungen als „Notlösung“ erlaubt werden.
Zu den Voraussetzungen gehöre, dass der schwer kranke Patient austherapiert sei, es für ihn keine Behandlungsalternative zu Cannabis gebe und Apotheken-Cannabis unerschwinglich sei. Erstmals in Deutschland verpflichtet das Urteil das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), den Cannabis-Eigenanbau in drei konkreten Klagefällen zu erlauben. Bisher hat das Institut noch nie einer Privatperson eine Produktion daheim gestattet.
Das Kölner Verwaltungsgericht (VG) trägt der Behörde nun aber auf, die Fälle von drei der fünf Kläger im Alter von 34 bis 61 Jahren erneut zu prüfen und dann zu genehmigen. Als „Ermessensspielraum“ bleibe dem Institut nur die Frage der Absicherung. Die Behörde könne nun Auflagen zur Art und Weise des Anbaus machen oder zur besseren Sicherung an Fenstern oder Türen der Wohnungen, in denen das Cannabis angebaut werden soll. Die Droge müsse vor Zugriffen Dritter gesichert werden.
Danach müsse die Behörde aber eine Anbaugenehmigung erteilen, so die Gerichtssprecherin. Das sei eine Premiere in der deutschen Rechtsprechung.
Cannabis als Medizin
In Österreich ist der Anbau von Cannabis auch zwecks rein therapeutischen Konsums ebenfalls grundsätzlich verboten. „In ganz speziellen Fällen, bei jahrelangen chronischen Krankheiten etwa, könnte ich mir eine Erlaubnis für einen Heimanbau vorstellen“, sagt der Allgemeinmediziner Kurt Blaas, Obmann der Arbeitsgemeinschaft „ Cannabis als Medizin“: „Der Anbau ist aber nicht so einfach, älteren Menschen kann man das nicht zumuten.“ Viel wichtiger wäre die Einführung von medizinischem Cannabis, etwa für Menschen mit Multipler Sklerose, Schmerzzuständen sowie fortgeschrittenen Krebserkrankungen. Denn dieses enthält 60 bis 70 Cannabinoide (Wirkstoffe der Cannabispflanze), die derzeit verfügbaren Medikamente (Dronabinol, Sativex) nur eines bzw. zwei.
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