Ohne Penis geboren: Brite bekam mit 44 Jahren künstliches Glied

Symbolbild
In Interviews mit britischen Medien berichtet Andrew Wardle nun von seinem Liebesleben.

Im Juni dieses Jahres erhielt Andrew Wardle in einer zehnstündigen Operation einen bionischen Penis. Geformt wurde dieser aus einer Hautpartie, die vom Arm des 44-jährigen Briten entnommen wurde. Zuvor war der hochkomplexe Eingriff jahrelang vorbereitet worden.

Im Interview mit der britischen Sun sprach der in Manchester lebende Mann nun über den Eingriff – und sein neues Sexualleben.

Seltene Fehlbildung

Wardle wurde mit einer extrem seltenen Fehlbildung geboren. Aufgrund einer Blasenekstrophie verfügte er zwar normal ausgebildete Hoden, seine Blase lag jedoch aufgrund einer Fehlentwicklung der unteren Bauchwand offen außerhalb des Körpers und das Glied fehlte. Zahlreiche medizinische Eingriffe in der Kindheit und das Gefühl, nicht normal zu sein, machten Wardle physisch und psychisch zu schaffen. Im Gespräch mit der Sun berichtete er unter anderem davon, dass er während der Schulzeit gemobbt wurde und stets versuchte, seinen Intimbereich zu verstecken. Beziehungen, die er in jüngeren Jahren einging, endeten meist dann, wenn er offen über seine Fehlbildung sprach: "Es war ein Teufelskreis, ich traf ein Mädchen, dann sagte ich es ihr und dann endete alles."

Hilfe von Spezialisten

Erst im Jahr 2012 wurde er an einen Urologen überwiesen, der zusammen mit anderen Spezialisten in den Folgejahren eine neue Blase sowie einen Penis für Wardle konstruierte. Um letzteren zu modellieren, verwendeten die Mediziner Haut und Muskeln des linken Armes des Mannes und eine Vene aus seinem rechten Bein. Der Penis wurde mit einer Pumpe ausgestattet. Mittels punktuellem Druck in der Leistengegend wird damit eine Erektion mechanisch herbeigeführt. Kostenpunkt der Penisrekonstruktion: rund 50.000 Pfund (etwa 56.000 Euro) – die von Wardles Versicherung übernommen wurden.

Das "erste Mal"

Nach der vorläufig letzten Operation und einer sechswöchigen Heilungsphase, konnte Andrew Wardle nun den nächsten Schritt wagen: Sex mit seiner Freundin Fedra Fabian. Sein "erstes Mal" habe eine halbe Stunde gedauert und sei "fantastisch" gewesen, sagte der Brite im Interview mit der Sun.

Dank der Penisrekonstruktion können Wardle und Fabian, die seit sechs Jahren ein Paar sind, ihr Sexualleben auf neue Art genießen. Dennoch stellte Fabian im Interview klar: "Sex ist nicht die einzige Möglichkeit, Befriedigung zu erleben. Wir haben andere Dinge gemacht, die eben möglich waren. Aber es gab immer einen Punkt, an dem wir aufhören mussten. Jetzt haben wir die Möglichkeit weiterzumachen – und das hat unsere Beziehung auf eine neue Ebene gehoben."

Andrew träumt auch davon, Vater zu werden: "Wir wollen Kinder – am liebsten zwei. Aber wir haben da keine Eile. Und wenn es auf natürlichem Weg nichts wird, adoptieren wir eben." Einen Fruchtbarkeitstest hat er bisher abgelehnt. "Die Ärzte haben mir angeboten, meine Fruchtbarkeit zu überprüfen, aber ich will das nicht. Das wäre jetzt zu viel. Ich will alles Schritt für Schritt machen." Kinder auf natürlichem Weg zu zeugen, wäre für Wardle theoretisch durchaus möglich. Die Ärzte konnten im Zuge der Operation seine Hoden mit dem Penis verbinden.

Schritt für Schritt

Bis sich Wardle an sein neues Geschlechtsteil gewöhnt hat, wird es noch etwas dauern: "Diese Stelle meines Körpers war bisher immer mit Schmerz verbunden, nicht mit Lust. Deswegen habe ich im Moment noch eine seltsame Beziehung dazu." Doch er gibt sich zuversichtlich: "Ich hoffe, dass ich mich mithilfe einer Therapie annähern kann. Es ist ein weiter Weg, aber ich freue mich darauf."

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