Neues Mittel rettete zwei Ebola-Patienten
Ein bisher nur an Affen untersuchter experimenteller Wirkstoff (ZMapp) gegen Ebola einer US-Biotechfirma könnte möglicherweise den zwei infizierten US-Amerikanern das Leben gerettet haben, berichtet CNN. Als sich der Zustand des Arztes Kent Brantly noch vor der Rückholung in die USA in Liberia plötzlich massiv verschlechterte, erhielt er als erster Mensch einen noch experimentellen Impfstoff verabreicht. Bisher wurde dieser nur an Affen getestet.
Laut CNN erholte sich Brantly rasch nach der Injektion von drei verschiedenen Antikörpern. Sie verhindern, dass das Virus in neue Zellen eindringen und diese infizieren kann. Gleichzeitig wird das Immunsystem aktiviert. Auch der Zustand der Krankenschwester Nancy Writebol soll sich nach der Verabreichung von zwei Dosen des Präparates verbessert haben. Heute, Mittwoch, soll sie noch eine dritte Injektion erhalten. Viele Experten sind allerdings noch sehr skeptisch und warnen vor voreiligen Schlüssen.
Zu wenig Daten
„Ich denke, wir sollten sehr vorsichtig sein und keine Schlüsse über die Rolle von ZMapp ziehen, bis wir mehr Details erfahren“, sagte der US-Mikrobiologe Thomas Geisbert von der University of Texas in Galveston, einer der führenden Ebola-Forscher. Brantly könne auch zu jenen rund 40 Prozent der Patienten gehören, die die Erkrankung ohne Behandlung überleben. „Ich denke, wir benötigen mehr Daten, um eine definitive Aussage zu treffen“, sagte Geisbert der dpa.
Nach der Verabreichung habe sich Brantlys Zustand binnen einer Stunde gebessert, hatte der Sender CNN berichtet. Geisbert zweifelte das an. „Es ist nicht realistisch zu erwarten, dass ernste klinische Symptome in einer Stunde verschwinden“, betonte er. „Das passiert nur in Filmen.“
„Wir müssen sehr vorsichtig sein“, sagte auch der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit vom Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin. „Wir brauchen noch mehr Daten. Ich würde nicht sagen, dass das Serum die Lösung ist, um alle Ebola-Patienten zu retten. Vielleicht kann es jedoch unterstützend sein.“
Schwere Nebenwirkungen möglich
Roman Wölfel vom Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München schließt Nebenwirkungen nicht aus. „ZMapp ist bisher rein experimentell“, sagte er. Das Immunsystem könne stark auf die Antikörper reagieren. „Da es bislang noch keine Daten oder Tests an Menschen gibt, sind die Aussagen über Nebenwirkungen von ZMapp schwierig. Theoretisch reicht die Bandbreite von leichtem Fieber bis hin zu Schockzuständen.“
ZMapp beruht auf dem Wirkstoff MB-003, der unter anderem von Mitarbeitern der US-Armee mitentwickelt und getestet wurde. Dieser besteht aus Antikörpern, die an die Viren binden und es dem Immunsystem ermöglichen sollen, infizierte Zellen zu eliminieren.
Eine Angst vor Ebola in Europa sei unbegründet, so Jonas Schmidt-Chanasit. „Es ist absolut unwahrscheinlich, dass es in Europa zu einer Epidemie kommt.“ Allerdings nehme mit den steigenden Infektionszahlen und immer mehr Helfern aus Europa das Risiko zu, dass ein Erkrankter einreise. Ein solcher Fall würde aber rasch erkannt und der Betroffene auf Spezialabteilungen in Spitälern isoliert werden.
Infizierter in Kroatien?
Unterdessen gibt es einen Ebola-Verdachtsfall in Kroatien. Wie Schmidt-Chanasit Dienstagabend in der ORF-Sendung ZIB 2 sagte, werde eine Blutprobe des möglicherweise Infizierten heute in Hamburg erwartet. Auch in Saudi-Arabien gibt es einen Verdachtsfall. Ob die Betroffenen tatsächlich infiziert sind, wird erst nach der Analyse der Proben feststehen.
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