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Rauchen wichtigster Risikofaktor für Herzinfarkt
Rauchen ist wichtigster Risikofaktor für frühen Herzinfarkt – bereits jugendliche Gefäße durch Zigaretten gefährdet.
Erst gestern kündigte die neue Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser in der ZIB 2 an, dass sie in den nächsten fünf Jahren ein absolutes Rauchverbot in der Gastronomie umsetzen wolle. Heute lässt dazu eine neue Studie aufhorchen, die beim Herzkongress in Barcelona präsentiert wurde: Demnach zeigte sich, dass drei Viertel der Menschen, die bereits vor ihrem 55. Lebensjahr einen Herzinfarkt erlitten, Raucher waren. Das zeigt eine aktuelle Auswertung von Daten aus dem Berliner Herzinfarktregister, die auf dem Kongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) in Barcelona präsentiert wurden. „Unseren Daten zufolge ist Rauchen der wichtigste Risikofaktor für einen frühen Herzinfarkt“, so Studienautor Prof. Heinz P. Theres (Charité Berlin). „Seit 1999 ist der Anteil der Raucher bei Herzinfarktpatienten unter 55 Jahren nicht zurückgegangen.“
Für die Untersuchung, die auf den Daten des seit 1999 bestehenden Berliner Herzinfarkt-Registers beruht, wurden für insgesamt mehr als 6.000 Herzinfarkt-Patienten drei wesentliche kardiale Risikofaktoren (Rauchen, Bluthochdruck und ungünstige Blutfettwerte) in ein Verhältnis zum Alter gesetzt. Bei den Personen, die bereits vor dem 55. Lebensjahr einen Herzinfarkt erlitten haben, waren 76 Prozent Raucher, 94 Prozent hatten wenigstes einen der drei Risikofaktoren.
Gefahr für junge Gefäße
Das Rauchverhalten einer weit jüngeren Altersgruppe, nämlich Jugendliche ab 13 (Durchschnittsalter 17 Jahre), wurde im Rahmen einer Schweizer Studie erhoben. Gemessen wurden bei den Jugendlichen auch der Blutdruck sowie verschiedene Parameter für die Gefäßfunktion. 14 Prozent der Jugendlichen waren wöchentliche Raucher, mehr als die Hälfte ihrer Eltern rauchte (28 Prozent) oder hatte geraucht (25 Prozent). Die Untersuchung zeigte einen deutlichen Zusammenhang zwischen dem Rauchen und einer Beeinträchtigung der Gefäßfunktion. „Die Analysen bestätigen die Hypothese einer frühen Veränderung der Gefässfunktionalität durch aktives Rauchen im Jugendalter unabhängig vom elterlichen Rauchverhalten“, so Dr. Julia Dratva vom Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut in Basel. „Die Analyse ist limitiert durch die relative kleine Anzahl an Rauchern, während die Objektivierung des Raucherstatus mittels Serum-Cotinin die Resultate stärkt.“
ÖKG-Präsident Prof. Weidinger: Prävention und gesetzlich abgesicherter Nichtraucher-Schutz
„Diese Daten suggerieren einmal mehr eine langfristige Bedeutung des jugendlichen Rauchens für die Gefässgesundheit und unterstreichen die Notwendigkeit einer frühen Prävention von Rauchen in Kindheit und Jugend“, so Prim. Univ.-Prof. Dr. Franz Weidinger (KH Rudolfstiftung, Wien), der Präsident der Österreichischen Kardiologengesellschaft. „Wir brauchen in Österreich neben angemessenen präventiven Maßnahmen auch einen ordentlichen Nichtraucherschutz mit entsprechender gesetzlicher Absicherung. Die in Österreich noch immer bestehende Kluft zwischen den wissenschaftlich abgesicherten Erkenntnissen über die Schädlichkeit des Rauchens und der diesbezüglichen Gesetzeslage ist aus medizinischer Sicht inakzeptabel.“
Gesundheitspolitisch höchst bedenklich sei auch das Ergebnis der erst kürzlich publizierten europäischen Tabak-Kontroll-Skala 2013, wonach Österreich unter den befragten 34 Ländern den letzten Platz einnimmt. Diese Skala beruht auf einer Beurteilung der Länder nach konkreten Maßnahmen zur Verringerung des Tabakkonsums. Prof. Weidinger: „Diese Ergebnisse unterstreichen den hohen Handlungsbedarf durch die österreichische Politik.“
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