Mehr Herzpatienten überleben, aber sie sind nicht gesünder

Vor 25 Jahren ist jeder vierte Herzinfarktpatient, der ins Spital gebracht wurde, verstorben – heute gilt das nur noch für jeden Zwanzigsten. Anlässlich der Jahrestagung der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft fasst der Präsident Prim. Univ.-Prof. Franz Weidinger zusammen: "Die Herz-Medizin und ihre Fortschritte sind wie keine andere medizinische Disziplin für die Zunahme der Lebenserwartung verantwortlich."
Allerdings: "Die Fortschritte in der Diagnose und Behandlung werden durch den Trend zu einem ungesünderen Lebensstil wieder wettgemacht." Der Anteil Übergewichtiger ist gestiegen, immer mehr Menschen leiden an Diabetes, der Raucher-Anteil ist kaum zurückgegangen und die Österreicher machen zu wenig Sport. Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind daher nach wie vor die mit Abstand häufigste Todesursache. 2012 ging fast jeder zweite Todesfall darauf zurück. Zum Vergleich: Jeder vierte Todesfall ging auf Krebs zurück.
Mit medizinischen Weiterentwicklungen wie Herzkathetern, Stents, schonend implantierbaren Herzklappen, Schrittmachern und Defibrillatoren retten Kardiologen dennoch unzählige Leben. Auch innovative Blutgerinnungs-Hemmer und neue Medikamente gegen Lungenhochdruck und Herzinsuffizienz haben große Fortschritte in der Behandlung gebracht. Weidinger fordert "verstärkt Präventions-Programme, die Herzpatienten bei der Änderung ihres Lebensstils unterstützen".
Anlässlich des Kongresses präsentierten führende Kardiologen am Dienstag die neuesten Therapiemöglichkeiten in der Herzmedizin:
"Im vergangenen Jahr konnten mehrere klinische Studien neue therapeutische Ansätze in der Lungenhochdruck-Behandlung aufzeigen", berichtet Univ.-Prof. Burkert Pieske von der MedUni Graz. Das Protein cGMP bewirkt in den Gefäßen eine Erweiterung und im Herzen eine Verbesserung der Herzmuskelfunktion.
Die Katheter-basierte Implantation des Aortenklappen-Ersatzes (TAVI) hat sich im Vergleich zur offenen Operation des Herzens als wirksam und schonend erwiesen, sagt Univ.-Prof. Wolfgang-Michael Franz von der Uni-Klinik Innsbruck. Vor allem alte Menschen und jene mit hohem Operationsrisiko würden davon profitieren.
Patienten mit Vorhofflimmern haben ein massiv erhöhtes Schlaganfallrisiko. Neue Medikamente haben die Therapie mit Gerinnungshemmern sicherer gemacht.
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