"Stärkt die Eigenurintherapie das Immunsystem?"
Die Public Health-Experten des Info-Service-Portals "medizin transparent" und der Donau-Uni Krems haben die Faktenlage zum Thema Eigenurintherapie geprüft.
Es klingt ein wenig widerlich, ist aber laut einer kleinen Gruppe von Anhängern effektiv im Kampf gegen alle möglichen Krankheiten: Die Behandlung mit dem eigenen Urin.
Wenn es um Gesundheit geht, sind Menschen schon früh auf seltsame Ideen gekommen. So hat auch die Behandlung mit dem eigenen Urin eine lange Geschichte und etwa in Indien noch immer einen gewissen Stellenwert.
Doch auch bei uns finden sich Anhänger dieser umstrittenen Methode. Die Anwendungen reichen von Trinken, Gurgeln, Einreiben bis hin zu Spritzen und Einläufen. Verwendet wird meist der Morgenurin, manchmal gefiltert oder verdünnt, manchmal auch pur.
Wie vielen traditionellen Methoden wird auch der Eigenurintherapie eine Wirksamkeit gegen so ziemlich alles nachgesagt, vom Juckreiz in der Intimzone bis zu Krebs. Angeblich soll sie das Immunsystem stärken.
Außer Anekdoten von Anwendern gibt es jedoch keinerlei Wirksamkeitsnachweis. Nur zu Krebs finden sich zwei kleine Studien, darin zeigte sich kein Einfluss von Harnstoff auf das Tumorwachstum. Auch in der Behandlung von Allergien hat die Eigenurintherapie ihre Wirksamkeit nicht belegt.
Verfechter der Anwendung beschreiben die umstrittene Methode als harmlos und meinen, dass schwere Nebenwirkungen nicht auftreten. Dafür gibt es allerdings keinen Beweis. Zudem schildern Fallberichte wenig überraschende Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen. Aber auch Kopfschmerzen, Fieber, Unruhe und Durchfall können auftreten.
Vorsicht heißt es bei Blasenentzündungen. Hier ist der Harn häufig beträchtlich mit Bakterien belastet, was zu deutlich schwerwiegenderen Nebenwirkungen führen kann.
Auch wer regelmäßig Medikamente einnimmt, muss aufpassen. Gesundheitsschädliche Abbauprodukte davon können sich im Harn anreichern.
Gesunder Harn enthält eine Vielzahl an Stoffen, die rein theoretisch etwas bewirken können: Vitamine, Hormone, Botenstoffe des Immunsystems und natürlich auch Harnstoff, der sich in vielen Hautpflegeprodukten findet.
Aus dieser Perspektive betrachtet sind Wirkungen nicht auszuschließen, aber bisher konnten in Studien keine gezeigt werden. Es stellt sich auch die Frage, inwieweit ein Körper Stoffe braucht, die er mit einem aufwändigen System extra ausgeschieden hat.
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