Masernausbruch: Bereits 30 Infizierte in Wien und NÖ

Bereits 30 Personen sind von einem Masernausbruch in Wien und Niederösterreich betroffen, sagte Sonntag die Virologin Univ.-Prof. Heidemarie Holzmann vom Department für Virologie der MedUni Wien gegenüber dem KURIER. Am Anfang stand im Dezember die Erkrankung eines Dreijährigen in Wien. Die meisten Folgeerkrankungen wurden durch infizierte, nicht geimpfte Familienmitglieder – u. a. an ihrem Arbeitsplatz – ausgelöst. Auch in einem Montessori-Kindergarten kam es zu zwei Infektionen. Um eine weitere Ausbreitung zu verhindern, mussten die Gesundheitsbehörden dort sogenannte „Abriegelungsimpfungen“ vornehmen.
Der Dreijährige wurde in ein Wiener Spital aufgenommen – dort wiederum infizierten sich eine nicht geimpfte Ärztin (sie hatte fälschlicherweise angenommen, bereits immun zu sein) und ein elf Monate alter, noch ungeimpfter Säugling.
Nicht geimpfte Kinder, die vor dem zweiten Lebensjahr an Masern erkranken, haben das höchste Risiko, eine tödlich verlaufende Spätfolge – eine unbehandelbare, fortschreitende Gehirnentzündung (SSPE) - zu entwickeln. In Österreich sind daran innerhalb von zwölf Jahren 16 Kinder gestorben.
Wieder mehr Masernfälle
Sowohl in Österreich als auch in weiten Teilen Europas gab es 2013 wieder mehr Masernfälle, berichten die Experten der MedUni Wien in ihrer neuesten Virusepidemiologischen Information. 79 Erkrankungen wurden im Vorjahr gemeldet, 2012 waren es lediglich 30.
In Österreich sind nur 60 bis 80 Prozent der Zweijährigen mit zwei Impfungen gegen Masern geschützt. Aber erst bei einer Durchimpfungsrate von 95 Prozent besteht der für Säuglinge (die Impfung ist erst ab dem elften Lebensmonat möglich), immunabwehrgeschwächte Personen und nicht geimpfte Schwangere entscheidende „Herdenschutz“.
Impflücken
Der größte Teil der in Österreich im Vorjahr Erkrankten hatte keinen Impfschutz. Die Wiener Virologen: Von den 79 Masernpatienten des Jahres 2013 im Alter von null bis 62 Jahren waren 42 Prozent sicher nicht geimpft, und bei 49 Prozent der Impfstatus unbekannt. Fast die Hälfte wurde hospitalisiert. Der Großteil der Erkrankungen (61 Prozent) entfiel auf die Altersgruppe der 15 bis 35-Jährigen,
„Große Impflücken gibt es auch bei jungen Erwachsenen“, sagt Holzmann. Um diese zu schließen, ist die Masernimpfung die einzige, die auch für Erwachsene (bis 45) gratis ist. Bei älteren Personen wird von natürlicher Immunität durch das Durchmachen der Erkrankung ausgegangen (damals gab es noch keine Impfung). Mit der Kampagne „Masern sind kein Kinderspiel“ will das Gesundheitsministerium aufmerksam machen, dass Masern keine „harmlose Kinderkrankheit“ sind.
Kommentare