Was "pflanzliches Viagra" so gefährlich macht
Der frühere amerikanische Basketballspieler Lamar Odom kämpft derzeit in einem Spital in Las Vegas um sein Leben - der KURIER berichtete. Er war am Dienstag in einem Bordell in Nevada zusammengebrochen, nachdem er angeblich zehn Tabletten eines "pflanzlichen Viagras" eingenommen hatte. Diese Mittel sollen mithilfe "natürlicher Inhaltsstoffe" die sexuelle Leistungsfähigkeit steigern und werden vor allem über das Internet vertrieben. Ihre genaue Zusammensetzung ist allerdings nicht immer das, was auf der Verpackung ersichtlich ist.
Die Substanz, die Odom eingenommen haben soll, heißt laut einem Bericht der Washington Post "Reload" und verspricht gegen Erektionsstörungen zu helfen und für einen Energieschub zu sorgen, ähnlich einem Energy Drink. Allerdings dürfte die Wirkung deutlich stärker und gefährlicher sein, wie eine Warnung der Food and Drug Adminstration (FDA), der amerikanischen Lebensmittelüberwachungs- und Arzneimittelzulassungsbehörde, zeigt.
"Versteckte Zutat"
Schon vor zwei Jahren warnte die FDA, dass "Reload" eine "versteckte Zutat" enthält, die zu gefährlichen Reaktionen führen kann. Sie kann nicht als pflanzlicher Ersatz für echtes Viagra gesehen werden oder als Nahrungsergänzungsmittel, wie sie beworben wird. Die FDA spricht vielmehr davon, dass "Reload" wie Viagra wirke. Anders als das verschreibungspflichtige Medikament sei es aber nicht wissenschaftlich geprüft.
Laut Labortests der FDA enthalte das Mittel Sildenafil, jenen Arzneistoff, der auch unter dem Handelsnamen Viagra verkauft wird und gegen Erektionsstörungen helfen kann. Dies sei jedoch auf der Packung von "Reload" nicht ausgewiesen und könne mit anderen Medikamenten zu gefährlichen Wechselwirkungen führen. Die FDA riet sogar: "Konsumenten sollten sofort aufhören, dieses Produkt zu verwenden und es wegwerfen." Insbesondere, wenn man hohen Blutdruck oder eine Herzkrankheit hat oder Medikamente einnimmt, solle man zunächst einen Arzt aufsuchen, wenn man "Reload" einnehme, heißt es in der Warnung.
Kein Zulassungsverfahren
Statt dem stark wirksamen Sildenafil seien auf der Packung lediglich andere vermeintlich harmlose Inhaltsstoffe wie Gingko und Ginseng angeführt. Versprochen wird allerdings, dass die Substanz 72 Stunden wirke. Die pflanzlichen Mittel werden nicht denselben Zulassungsverfahren unterzogen wie verschreibungspflichtige Medikamente. Insbesondere das Internet bietet eine Grauzone für Mittel, die unbestätigte Versprechungen machen und deren Inhaltsstoffe gesundheitsgefährdend sein können.
In einer Stellungnahme der FDA heißt es: "Es gibt einen wachsenden Trend Nahrungsergänzungsmittel mit versteckten Inhaltsstoffen, etwa Chemikalien, zu versehen. Diese Produkte werden typischerweise als Lustpillen, zum Abnehmen oder Muskelaufbau beworben und gelten als 'natürlich'. Die FDA ist nicht in der Lage, alle Produkte am Markt zu testen und zu benennen, die schädliche Inhaltsstoffe beinhalten, dies aber verbergen." Konsumenten wird geraten, vorsichtig zu seien, bevor sie ein derartiges Produkt kaufen.
Ob " Reload" allein für den aktuellen Gesundheitszustand des 35-jährigen Lamar Odom verantwortlich ist, ist noch unklar. Zusätzlich habe Odom laut dem Bordellbesitzer auch Kokain eingenommen, Alkohol getrunken sowie weitere Potenzmittel aus dem Shop des Bordells konsumiert. Auch das zweite Medikament, "Libimax Plus", das der Ex-Freund von Khloe Kardashian eingenommen haben soll, war bereits Thema der FDA, da es einen Bestandteil enthält, der eigentlich verschreibungspflichtig ist. Die genauen Blutergebnisse des ehemaligen NBA-Stars sind noch ausständig.
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