Längere Arbeitszeiten erhöhen Risiko für hohen Alkoholkonsum

Die Silhouette eines Mannes, der aus einer Bierflasche trinkt.
Ab 48 Stunden pro Woche steigt die Wahrscheinlichkeit um bis zu 13 Prozent.

Wer länger arbeitet hat ein höheres Risiko für einen gesundheitsgefährdenden Alkoholkonsum: Das ist das zentrale Ergebnis einer Studie vom Institut für Arbeitsgesundheit in Finnland, die jetzt im British Medical Journal erschienen ist. Ab einer Arbeitszeit von 48 Stunden und mehr war das Risiko bereits deutlich erhöht.

Bereits frühere Studien haben einen Zusammenhang zwischen Arbeitszeiten und Alkoholkonsum gezeigt. Doch es waren immer Untersuchungen mit einer relativ kleinen Teilnehmerzahl. Doch für diese Studie werteten Marianna Virtanen und ihre Kollegen die Daten von rund 334.000 Menschen in 14 Ländern aus.

Anstieg um bis zu 13 Prozent

Einheitlicher Trend der mehr als 60 Studien: Arbeitszeiten ab 49 Stunden die Woche haben das Risiko für ein gesundheitsgefährdendes Trinkverhalten um elf bis 13 Prozent erhöht. In absoluten Zahlen bedeutet das für die 14 Länder, dass durch diese Zunahme des Risikos rund zwei Millionen Menschen betroffen wärden. Dabei zeigten sich keine Unterschiede zwischen Frauen und Männern sowie Menschen unterschiedlichen Alters, unterschiedlichen sozialen Status oder regionaler Herkunft.

Doch erhöhter Alkoholkonsum ist nicht die einzige Gesundheitsgefahr, die durch längere Arbeitszeiten entsteht: Unter anderem steigt auch die Zahl der Krankenstände und der Verletzungen am Arbeitsplatz.

Riskanter Alkoholkonsum wurde für diese Arbeit folgendermaßen definiert: Mehr als 14 alkoholische Getränke pro Woche bei Frauen bzw. mehr als 21 alkoholische Getränke pro Woche bei Männern.

Derzeit wird - auch an den Kliniken der MedUni Wien im AKH - wegen der Ärzte-Arbeitszeit heftig rund um Dienstzeiten, Gehälter und Aufrechterhaltung der Leistungsfähigkeit des Spitals diskutiert. Womöglich gerade rechtzeitig kommt da eine aktuelle US-Studie unter Mitwirkung einer aus Wien stammenden Epidemiologin: Krankenschwestern mit Nachtdiensten haben ein höheres Sterberisiko.

Bei der wissenschaftlichen Arbeit, die gerade im "American Journal of Preventive Medicine" erschienen ist, handelt es sich um eine Spezialauswertung der US-"Nurses' Health Study", bei der Bostoner Epidemiologen seit vielen Jahren mit 74.862 Teilnehmerinnen verschiedenste gesundheitsrelevante Fragen erforschen. Unter den Autoren der Auswertung findet sich Eva Schernhammer, die aus Wien stammt, an der Abteilung für Epidemiologie der Harvard University (Boston/USA) arbeitet und auch weiterhin mit Wissenschaftern der MedUni Wien kooperiert.

Herz-Kreislauf- und Krebsleiden

Die Wissenschafter erhoben 1988 den Status bezüglich Nachtdiensten bei den fast 75.000 US-Krankenschwestern (mehr als drei Nachtdienste pro Monat) und beobachteten diese Personengruppe 22 Jahre lang (bis 2010). Dabei gab es 14.181 Todesfälle, 3.062 wegen Herz-Kreislauf- und 5.413 durch Krebsleiden. Die Ergebnisse, so die Autoren um Schernhammer: "Bei Frauen mit Nachtschichtarbeit über einen Zeitraum von länger als fünf Jahren waren die Gesamtsterblichkeit und die Mortalität durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Vergleich zu Frauen ohne Nachtdiensten signifikant erhöht."

Jeweils um elf Prozent mehr Todesfälle jeglicher Ursache traten bei sechs bis 14 Jahren oder mehr als 15 Jahren Arbeitszeit mit Nachtdiensten auf. Um etwa 20 Prozent erhöht war in diesen beiden Gruppen die Herz-Kreislauf-Sterblichkeit. Keinen Zusammenhang gab es mit der Sterblichkeit durch Krebs. Dies allerdings mit einer Ausnahme: Lungenkrebs. Hier zeigten die Krankenschwestern mit mehr als 15 Jahren Nachtdiensten eine um ein Viertel erhöhte Lungenkarzinom-Sterblichkeit. Das dürfte wohl mit einer höheren Raucherquote zusammenhängen. "Diese Resultate bedeuten neue Hinweise, was den negativen Effekt von Nachtschichtarbeit bezüglich Gesundheit und Lebenserwartung angeht", schrieben die Autoren.

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