Bluthochdruck: Mehrmals messen

Ein Arm wird mit einem Blutdruckmessgerät untersucht.
Prim. Reinhard Preusser, Facharzt für Innere Medizin, Vorstand der Zweiten Internen Abteilung des St. Josef Krankenhauses in Wien-Auhof, beantwortet Leser-Fragen.

Ist bei einem geringfügig erhöhten Blutdruck – ein wenig über 140/90 mmHg – bereits eine medikamentöse Therapie notwendig?

Ein lächelnder älterer Mann mit Brille und weißem Arztkittel.
Primar Dr. Reinhard Preusser am 04.06.2013 in Wien
Bei einer geringen Blutdruckerhöhung – einer Hypertonie Grad 1 (140–159 / 90-99 mmHg) – steht zunächst eine Änderung des Lebensstils im Mittelpunkt: Ernährungsumstellung, mehr Bewegung, Gewichtsabnahme. Hier ist es wichtig, dass der Arzt den Patienten begleitet und nicht nur sagt, "bewegen Sie sich mehr, nehmen Sie ab". Eventuell kann unterstützend eine medikamentöse Monotherapie – also ein Einzelmedikament – verschrieben werden.

Und wenn sich kein Erfolg einstellt? D

Dann muss gemäß den internationalen Leitlinien eine Kombinationstherapie mit zwei oder mehreren Medikamenten begonnen werden. Bestehen neben Bluthochdruck noch andere gesundheitliche Risikofaktoren – etwa andere Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes, starkes Übergewicht, Rauchen oder höheres Alter (Frauen über 65, Männer über 55), kann von Anfang an eine Kombi-Therapie notwendig sein. Bei Diabetikern etwa muss man besonders genau auf eine rasche Senkung des Blutdrucks achten, um Schäden an den kleinsten Gefäßen – etwa Augen oder Nieren – zu verhindern.

Was kann man tun, wenn ein Patient die Therapie schlecht verträgt und unter Nebenwirkungen wie Schwindel leidet?

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es praktisch für jeden sehr gut verträgliche Medikamente gibt. Es ist eine Hauptaufgabe des Arztes, seinen Patienten zu erklären, dass die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass nicht gleich die erste Kombination ein Volltreffer sein wird. Aber mit dem notwendigen Einsatz des Arztes und der Mitarbeit des Patienten kann praktisch immer eine zufriedenstellende Lösung gefunden werden. Und man muss den Patienten auch vermitteln, welche Gefahr sie eingehen, wenn sie die Medikamente eigenmächtig absetzen: Sie haben ein deutlich erhöhtes Risiko für Schlaganfall, Herz- und Nierenerkrankungen.

Wie aussagekräftig ist eine Blutdruckmessung beim Arzt?

Gegenüber einer Messung zu Hause können die Werte um bis zu 30 mmHg erhöht sein. Deshalb sollte man mehrere Messungen zu Hause durchführen, immer in einer Ruhephase, also zumindest fünf Minuten sitzen und dann messen, am besten am Morgen und am Abend. Eine einzige Messung ist viel zu wenig. Liegt bei gesunden älteren Menschen über 80 die Grenze zum Bluthochdruck auch bei 140/90 mmHg? In den neuesten Richtlinien wird bei fitten über 80-Jährigen ein Zielwert für den Blutdruck von 150/90 mmHg als ausreichend angegeben.

Prim. Preusser am Tel. 01/526 57 60: Mi., 22. 4., 13 bis 14 Uhr.

Anfragen per eMail: gesundheitscoach@kurier.at

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