Kreuz- und Gelenksschmerz: Wie die Physikalische Medizin hilft

Eine Frau hält sich mit schmerzverzerrtem Gesicht den unteren Rücken.
Mit einer Vielzahl an Verfahren kann verhindert werden, dass die Beschwerden chronisch werden.

Univ.-Prof. Dr. Richard Crevenna ist Facharzt für Physikalische Medizin und allgemeine Rehabilitation, Zusatzfacharzt für Geriatrie; interimistischer Leiter der Klinik für Physikalische Medizin und Rehabilitation der MedUni Wien. Crevenna ist derzeit auch Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Physikalische Medizin und Rehabilitation.

Porträt eines Mannes mit hellbraunen Haaren und einem weißen Hemd vor einem Fenster.
Richard Crevenna, Physikalischer Mediziner
Wie können die Physikalische Medizin und Rehabilitation gegen Rücken- und Kreuzschmerz helfen?Fachärzte für Physikalische Medizin und allgemeine Rehabilitation sind u. a. darauf spezialisiert, im Zusammenspiel mit den anderen Fachdisziplinen wie der Rheumatologie, Orthopädie und weiteren Gesundheitsberufen Kreuz- und Rückenschmerzen sowie Gelenksprobleme optimal zu behandeln. Den Physikalischen Medizinern steht hierfür neben medikamentösen Verfahren vor allem die Anwendung physikalischer Reize als sogenannte Modalitäten zur Verfügung. Diese umfassen u. a. die Wärme oder Kälte als Thermotherapie, Bäder und Packungen, schmerzstillende und muskelaufbauende Ströme als Elektrotherapie und spezielle Lichttherapien sowie mechanische Reize wie Krankengymnastik, Trainings- und Übungstherapie, Massagen, Manualmedizin, Extensionsbehandlung, Mechanotransduktions-Therapie (siehe Textende) mittels medizinischer Ganzkörperliegen, Ultraschall, etc.

Wird einfach drauflos therapiert?

Nein, vor jeder Therapie muss die schulmedizinische Befunderhebung und Diagnose stehen. Dies kann z. B. bei Gelenksschmerzen eine spezialisierte rheumatologische und orthopädische Abklärung erfordern. Bei akutem Rückenschmerz spielt frühzeitige Differenzierung zwischen den häufigen unspezifischen (keine erkennbare bzw. keine gefährliche Ursache, Anm.) von den eher seltenen spezifischen Rückenschmerzen eine wesentliche Rolle. Diese erfolgt durch ärztliche Befragung und klinische Untersuchung, wobei auch Faktoren, die eine Chronifizierung der Schmerzen begünstigen könnten (z. B. Stress, Beziehungskonflikte...), zu erfassen sind, damit sich kein "Schmerzgedächtnis" entwickelt.

Wie läuft die Therapie ab?

Bei Gelenksschmerzen können neben der rheumatologischen Behandlung unterschiedliche physikalische Therapien zur Schmerzfreiheit und zum Erhalt und zur Verbesserung der Beweglichkeit verhelfen. Bei Patienten mit unspezifischen Kreuz- und Rückenschmerzen ist durch Anwendung von Medikamenten zur Entzündungsbehandlung, Schmerzreduktion und Muskelentspannung und durch die große Bandbreite verschiedener physikalischer Verfahren möglichst rasch Schmerzfreiheit herzustellen, damit die Patienten aktiv und in Bewegung bleiben.

Gibt es neue Verfahren?

Wir untersuchen ganz aktuell u. a. eine innovative Maßnahme der Mechanotherapie (Ausübung mechanischer Reize auf den Körper) auf einer Ganzkörperliege mit dem Wirkprinzip der sog. Mechanotransduktion. Mechanotransduktion bedeutet hier die Übertragung mechanischer Reize (mit Vibrationen, Hüben) auf Gewebe. Dies führt zu reflexhafter Muskeltätigkeit, die heilsame Prozesse und Regeneration auslösen helfen soll.

Dr. Crevenna am Tel. (01/526 57 60): Mi., 4.11., 14 bis 15 Uhr. Anfragen per eMail: gesundheitscoach@kurier.at

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