Krankenhauskeime: Mehr Hygiene kann Leben retten
Daher widmet die „Plattform Patientensicherheit“ den am 17. September erstmals stattfindenden Tag der Patientensicherheit ganz dem Thema Hygiene. „Wir wollen Bewusstsein schaffen, was Einzelne – inklusive Kranke und deren Angehörige – für die Patientensicherheit tun können“, sagt Plattform-Präsidentin Brigitte Ettl. Professionelle Handhygiene sollte so selbstverständlich sein wie das Anlegen des Sicherheitsgurts beim Autofahren.
In Europa erkranken jährlich 4,1 Millionen Patienten an Infektionen, die bei einem Krankenhausaufenthalts entstanden sind. 20 bis 30 Prozent wären durch Hygiene- und Kontrollmaßnahmen vermeidbar, sagt Franz Allerberger von der Gesellschaft für Hygiene, Mikrobiologie und Präventivmedizin (ÖGHMP).
Was schon passiert ist
In den vergangenen Jahren hat sich schon vieles verbessert, betonen Experten aus Ärzteschaft sowie medizinischen und Pflegeberufen. Gesundheitsministerin und Ärztin Sabine Oberhauser hat selbst heuer durch ihre Krebserkrankung einige Verbesserungen von der Patientenseite kennengelernt. „Vor jedem Anlegen einer Infusion und vor dem OP wird man nach seinem Geburtsdatum gefragt.“ Das trage ebenso zur Sicherheit bei wie Checklisten. „Damit kann man viele Fehler verhindern.“
Dass sich einiges getan habe,bestätigt auch Gerald Bachinger, Sprecher der Patientenanwälte. „Aber ich bin nicht zufrieden.“ Das Thema
Hygiene sei „kein Luxusthema. Da geht es nicht um eine Kür, da geht es um die Pflicht gegenüber den Patienten“.
Er sieht eine Reihe von Verbesserungsmaßnahmen und fordert etwa verbindliche Qualitätsstandards in Spitälern. Die Pläne dafür gibt es sogar bereits. „Da stehen lauter gescheite Sachen drinnen. Aber diese vorliegenden fachlichen Vorgaben sind im stationären Bereich, anders als etwa im niedergelassenen, nur Empfehlungen.“ Für
Brigitte Ettl von der Plattform Patientensicherheit zählen hier Bewusstseinsbildung und Sensibilisierung mehr. „Ich muss die Mitarbeiter, Patienten und Angehörige mit auf den Weg nehmen.“
Meldesystem ist gefordert
Für wichtig hält Bachinger auch ein Meldesystem, um Verbesserungsmöglichkeiten zu erkennen. Damit ließen sich nach seiner Schätzung rund 700 Todesfälle in heimischen Spitälern durch Infektionen mit dem Bakterium Clostridium difficile vermeiden. Es wird durch Schmierinfektionen übertragen und kann etwa bei geschwächten Patienten oder solchen mit Vorerkrankungen schwere Darmerkrankungen auslösen. „Derzeit sind nur elf von 200 Krankenanstalten freiwillig beim Meldesystem dabei. So kann’s nicht funktionieren.
Mehr Infos: www.tagderpatientensicherheit.at ; www.plattform-patientensicherheit.at
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