Vor 20 Jahren kam "Dolly" zur Welt

Mit Dolly begann das Klonzeitalter - Foto aus dem Jahr 2002. Heute steht die Schafdame ausgestopft in einem Museum in Edinburgh.
Was Sie über das berühmteste Schaf der Welt wissen sollten.

Als Dolly, der erste Klon eines erwachsenen Säugetiers, vor 20 Jahren zur Welt kam, wurde es auf einen Schlag berühmt. Und löste eine Welle von Hoffnungen und Ängsten angesichts der Möglichkeiten der Gentechnik aus. Beides hat sich 20 Jahre später nicht bewahrheitet: Heute wird die Technik vorwiegend für wertvolle Zuchttiere eingesetzt. Was Sie sonst noch über Dolly wissen sollten, haben wir für Sie zusammengefasst:

- Namensgeberin ist eine Countrysängerin:

Dolly erblickte am 5. Juli 1996 im Roslin Institute bei Edinburgh in Schottland die Welt. Das Lamm trug zunächst nur die schnöde Nummer 6LL3. Schließlich wurde es nach der vollbusigen US-Countrysängerin Dolly Parton benannt, weil die zum Klonen verwendete Zelle aus dem Euter eines Schafes stammte. Am 27. Februar 1997 wurde Dolly der Öffentlichkeit vorgestellt. Im britischen Journal „Nature“ berichteten die Forscher über das gelungene Klonexperiment. Dolly wurde zum meistfotografierten Schaf der Welt.

- Leben im Betonbunker:

Gras und Sonne hat Dolly kaum gesehen. Das Klonschaf führte ein Leben für die Wissenschaft, abgesondert in einem bewachten Betonblock und mit einer eigens zusammengestellten Nahrung.

- Dollys Nachwuchs:

Am 13. April 1998 brachte Dolly ihre Tochter Bonnie auf die Welt. Nach der normalen Geburt seien beide Tiere wohlauf, meldete das Institut. Der Vater war ein walisischer Bergbock. In den folgenden Jahren stellte sich weiterer Nachwuchs ein, darunter im März 1999 Drillinge.

- Ihre entfernten Verwandten:

Neben Dolly wurden immer wieder neue Tierarten wurden geklont. Auch Iranische Forscher wollen 2006 erstmals ein Säugetier geklont haben - allerdings lebte es nur wenige Minuten. Riesige Summen flossen seither in die Forschung, um über das Klonen möglicherweise Heilmethoden für Krankheiten wie Krebs oder Alzheimer zu entdecken. Skeptiker warnten vor einer Horrortechnik, mit der eines Tages geklonte Menschen in Serienproduktion gehen könnten. Heute produzieren US-Unternehmen wie Cyagra oder ViaGen jährlich einige tausend Klontiere. Der in der chinesischen Stadt Tianjin ansässige Konzern Boyalife dagegen will noch in diesem Jahr auf 100.000 Kühe kommen. Weit fortgeschritten ist bei Boyalife zudem die Planung zur Vervielfältigung besonders erfolgreicher Rennpferde, Haustiere oder Polizei-Spürhunde.

- Wo Klonen floriert:

Während in der EU das Klonen in der Landwirtschaft an strikte Zulassungsregeln gebunden ist und nicht praktiziert wird, hat sich in anderen Ländern ein florierendes Geschäft entwickelt. Besonders groß ist der Boom in den USA, deren Zulassungsbehörde FDA schon 2009 befand, dass der Genuss geklonter Nutztiere absolut sicher sei. Es gibt dort nicht einmal eine Kennzeichnungspflicht für Klonfleisch oder -milch. Das kann Konsequenzen für den europäischen Konsumenten haben: Ohne Kennzeichnungspflicht können Fleisch oder Milch von Kühen mit Klon-Stammbaum durchaus auf dem EU-Markt landen, sagen EU-Vertreter. Deshalb verlangte das Europa-Parlament im September ein weitreichendes Klonverbot. Es soll nicht nur für geklonte Tiere selbst gelten, sondern auch für deren Nachkommen. Verboten werden soll auch der Import von Produkten von Klonen wie etwa Milch sowie von Sperma und Eizellen geklonter Zuchttiere. Ein Votum des Ministerrats steht noch aus, dieser konnte sich noch nicht zu einer einheitlichen Position durchringen. Entscheiden müssen dann Parlament und Ministerrat gemeinsam.

- Und was wurde aus Dolly?

Klone scheinen anfällig zu sein: So starb Dolly mit sechs Jahren an einer unheilbaren Lungenkrankheit, die sonst nur bei älteren Tieren auftritt. Zwei Monate nach seinem Tod wurde das Schaf ausgestopft und ist seither eine der Hauptattraktionen des Royal Museum im schottischen Edinburgh.

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