Kinder mit Down-Syndrom und ihre Zwillinge lernen von einander

Kinder, die einen Zwilling mit Down-Syndrom haben, sind in ihrer kognitiven Entwicklung nicht benachteiligt. Im Vergleich zu anderen Zwillingen ohne Down-Syndrom bestehen keine Unterschiede, wie eine Studie der Universität des Saarlandes jetzt belegt. Im Gegenteil: Sie profitieren von der Sondersituation.
Viele Eltern fragen sich etwa, ob sie sich einem Zwillingskind genug widmen können, ob es durch die Situation überfordert wird oder in der Folge Probleme beim Lernen entwickeln könnte. „Diese Besorgnis ist unbegründet. In unseren Analysen konnten wir nachweisen, dass keine Unterschiede in der kognitiven Entwicklung des Geschwisterkindes ohne Down-Syndrom im Vergleich zu Zwillingpaaren bestehen, bei denen keines der Kinder Trisomie 21 hat“, sagt Entwicklungspsychologin und Studienautorin Gisa Aschersleben.
Mehr Toleranz und Empathie
Intelligenztests der Zwillingsgeschwister von Kindern mit Down-Syndrom ebenso wie auch der Zwilling der Kontrollgruppe ohne Down-Syndrom gleichen Alters und Geschlechts ergaben vergleichbare Werte von im Schnitt über 100, was im durchschnittlichen Norm-Bereich liegt. Auch in psychosozialer Hinsicht ergaben sich keine Unterschiede. Vielmehr berichteten die Eltern über früh entwickelte Toleranz, Empathie und Rücksichtnahme im Umgang mit Hilfsbedürftigen. Im Vergleich zu anderen Zwillingen war das auffallend, da bei diesen vorwiegend das wechselseitige voneinander Lernen und die Vorbildfunktion im Vordergrund stand.
Die Forschung ist Teil der weltweit ersten Studie über Down-Syndrom-Zwillinge. Insgesamt hat die fachübergreifende Forschergruppe von 2009 bis 2014 über 70 Familien mit Down-Syndrom-Zwillingen vom Säuglingsalter bis zum Alter von über 30 Jahren befragt, vorwiegend aus Deutschland, einige auch aus Österreich und dem grenznahen Frankreich. Hinzu kamen mehr als 30 Familien mit Zwillingen ohne Trisomie 21 für die Vergleichsgruppe. Bei Familienbesuchen wurden 46 Familien mit Down-Syndrom-Zwillingen im Alter von vier bis 18 Jahren und 36 Familien mit Zwillingen ohne Down-Syndrom als Kontrollgruppe befragt und untersucht.
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