Katzensprache ist individuell: Miauen will gelernt sein

Katzen haben sich an den Menschen angepasst.
Menschen und Mäusejäger haben vor Jahrtausenden zusammengefunden. Aus der Zweckgemeinschaft ist innige Verbundenheit geworden. Heute zählen die domestizierten Nachfahren von Felis silvestris lybica zu den beliebtesten Haustieren weltweit. Die Schmusekatzen sind anhänglich und selbstständig, sanft und kratzbürstig, elegant und verspielt. Ihre Zuneigung und ihr Schnurren wirken wie Balsam für die Seele.
Am 8. August stehen die Bedürfnisse der ganzen Verwandtschaft im Mittelpunkt. KURIER-Tiercoach Katharina Reitl erklärt im Vorfeld des Weltkatzentags, wie die Vierbeiner daheim kommunizieren und was sie zu sagen haben. Denn wer seinen Begleiter richtig versteht, kann Leid vermeiden.
Hauskatzen haben Kommunikation an Menschen angepasst
„Hauskatzen haben sich in der Kommunikation an den Menschen angepasst. Sie teilen sich über unterschiedliche Kanäle mit“, sagt Zoodoc Reitl. Sie erzeugen Laute; allen voran Miauen, Gurren und Schnattern.
Sie setzen den ganzen Körper ein; Wissenschafter haben ein Repertoire von bis zu 75 Haltungen beschrieben. Ohren und Schwanz sprechen eine eigene Sprache. Zeigen etwa beide Lauscher aufrecht nach oben, ist die Katze entspannt. Ein gesenkter und gesträubter Schwanz deutet auf Angst und Angriffsbereitschaft hin. 2023 konnten Forscher 276 verschiedene Gesichtsausdrücke dokumentieren; der Großteil wurde als „freundlich“ eingestuft, etwa ein Drittel als „aggressiv“.
Nicht zuletzt enthalten Düfte Botschaften – in erster Linie für Artgenossen. Die Vierbeiner markieren ihr Revier, dazu liefern sie Informationen u.a. über ihren sexuellen Status. Im Mai dieses Jahres zeigte ein japanisches Experiment, dass Katzen an Duftproben von fremden Personen doppelt so lange riechen wie an olfaktorisch markanten Noten ihrer Besitzer. Offenbar nutzen die Vierbeiner ihren Geruchssinn, um Menschen zu erkennen.
„Hauskatzen verwenden ihr breites Sprachrepertoire weit mehr als Wildkatzen“, sagt die Tierärztin aus der Ordination Tiergarten Schönbrunn. Will der Vierbeiner die Aufmerksamkeit des Halters erregen, miaut er. Der charakteristische Laut kann aber auch Protest im Sinn von „Lass mich in Ruhe“ bedeuten; der Ton macht die Musik.
Lautsprache muss immer im Gesamtzusammenhang interpretiert werden
Mit dem Schnurren zeigt die Katze in der Regel an, dass sie zufrieden ist. Das bekannte Geräusch ist allerdings auch zu hören, wenn das Tier krank ist oder starke Schmerzen bzw. Stress hat. Knurren reiht sich bei den Vierbeinern zum Zischen und Fauchen, es ist Vorstufe für weiteres aggressives Verhalten. Die jeweiligen Signale lassen sich nur im Gesamtzusammenhang interpretieren.
„Ein allgemeines Wörterbuch Katze – Mensch lässt nicht erstellen, denn die Haustiere entwickeln eine individuelle Sprache“, sagt Reitl. So merkt sich der Vierbeiner Laute, die sich z.B. beim Betteln um Futter bewähren oder bei der Begrüßung freudig erwidert werden. Was Bedürfnisse befriedigt, wird beibehalten. Klang und Lautstärke variieren nach Persönlichkeit.
Tatsächlich entsteht die Verständigung in der Wechselwirkung. 2022 fanden Wissenschafter heraus, dass Katzen stärker auf ihren Besitzer reagieren, wenn dieser mit hoher Stimme redet, dieselbe „Babysprache“ von Fremden funktionierte nicht. Offensichtlich ist ebenfalls, dass Katzen die Fremdsprache „Hund“ lernen können.
Katzenhalter müssen beobachten und zuhören
„Katzen sind viel sozialer als oft angenommen“, sagt der KURIER-Tiercoach. Sie wollen nicht nur gefüttert und beschäftigt, sondern auch verstanden werden. Reitl: „Wer herausfinden will, was sein Schützling sagt, muss ihn gut beobachten, zuhören und die Situation berücksichtigen.“
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