Immunzellen fördern Nervensterben im Gehirn

Eine Hand hält eine Tasse Kaffee.
Parkinson: Entzündliche Veränderungen durch eingewanderte Immunzellen aus dem Blut.

Der schleichende Tod von Dopamin-produzierenden Nervenzellen in einem bestimmten Gehirnareal ist die Ursache der Parkinson-Krankheit. Wissenschafter vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ/Heidelberg) haben jetzt dazu erstmals nachweisen können, dass ins Gehirn eingewanderte Immunzellen maßgeblich zu diesem Absterben von Nervenzellen beitragen.

Der Hintergrund: Ein kleines Areal im Mittelhirn, die sogenannte Substantia nigra, ist die Steuerzentrale für alle Bewegungsabläufe des Körpers. Ein zunehmender Verlust an Dopamin-produzierenden Neuronen in diesem Gehirnareal führt daher zu den Kardinalsymptomen von Morbus Parkinson - Bewegungsarmut, Starre und Zittern, hieß es jetzt in einer Aussendung des DKFZ.
Seit einigen Jahren häuften sich die wissenschaftlichen Indizien, dass entzündliche Veränderungen im Gehirn eine wesentliche Rolle bei Parkinson spielen. Ob diese Entzündungen „gehirnintern“ entstehen oder ob auch Zellen der angeborenen Immunabwehr aus dem Blut beteiligt sind, war bisher aber weitgehend unbekannt. Jetzt konnten die deutschen Forscher erstmals zeigen, dass Entzündungszellen des angeborenen Immunsystems aus dem Blut für die Zerstörungsprozesse im Gehirn mitverantwortlich sind, schreiben sie im Journal of Experimental Medicine.

Ein sich aufschaukelnder Teufelskreis

Studienleiterin Ana Martin-Villalba geht davon aus, dass es bei Morbus Parkinson im Gehirn zu einem sich selbst aufschaukelnden Teufelskreis kommt: Wenige Nervenzellen, die infolge unterschiedlicher Ursachen zugrunde gehen, locken durch ihren Zerfall Entzündungszellen herbei, die ihrerseits mit entzündungsfördernden Signalmolekülen das Nervensterben weiter anfeuern.
Noch können die Forscher nur indirekt darauf schließen, dass diese an Mäusen gewonnenen Ergebnisse auch bei der Parkinson-Krankheit des Menschen eine Rolle spielen. Gemeinsam mit Kollegen aus Ulm hat Martin-Villalbas Team aber vor kurzem im Blut von Parkinson-Patienten eine erhöhte Anzahl entzündungsfördernder Zellen gefunden, die überdies hyperaktiv waren. Die Anzahl der Zellen korrelierte mit dem Grad der Krankheitssymptome.

Jedoch wissen die Forscher noch nicht, ob diese Entzündungszellen, wie bei den Parkinson-Mäusen, auch in das Gehirn der Patienten einwandern und dort zum Untergang der Neuronen beitragen. Weitere Studien sind geplant. Sie könnten auch die Grundlage für neue Therapien sein.

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