Hepatitis C: Teures Medikament gibt es nicht für jeden
Nur wenige Patienten mit Hepatitis C erhalten derzeit einen hoch wirksamen, aber sehr teuren neuen Wirkstoff (Sovosbuvir). Die Diskussion darüber ist jetzt wieder neu aufgeflammt.
Bereits im vergangenen Jahr kritisierte der renommierte Leberspezialist Univ.-Prof. Peter Ferenci, dass aus Kostengründen nur ein sehr kleiner Teil der Patienten die neue, praktisch nebenwirkungsfreie Therapie erhalte, die bei den allermeisten Patienten innerhalb von zwölf Wochen zur Heilung führe. Allerdings liegen die Kosten pro Patient immer noch bei rund 40.000 bis 50.000 Euro - die Hälfte des ursprünglichen Preises. Es sei für ihn schwer zu verstehen, "warum eine Krankenkasse, die laut Satzungen die bestmögliche und nebenwirkungsfreieste Therapie zur Verfügung stellen muss, in diesem Fall zögert, die Therapie zu geben", sagte Ferenci im Ö1 Morgenjournal.
Zuwarten hat schlimme Folgen
Ärzte kritisieren, dass die Therapie derzeit erst dann gezahlt werde, wenn die Leber schon deutlich geschädigt sei. Da die Krankheit sehr langsam verlaufe sei es vertretbar, ein bis zwei Jahre abzuwarten, bis eine vernünftige Preisstrategie gefunden sei, so Ferenci: "Aber langfristig werden die Patienten (ohne der Therapie, Anm.) einen Leberkrebs und Leberzirrhose entwickeln und dann werden hohe Kosten auftreten."
Peter McDonald, Vorsitzender des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger, sagt im Ö1-Morgenjournal, das Medikament sei seit Mitte des Vorjahres in Österreich erhältlich. Klinische Studien müssten erst Wirksamkeit und mögliche Nebenwirkungen überprüfen. Es gehe hier um Qualitätssicherung. Ein Hepatitisregister solle aufgebaut werden, um die Wirkung des Medikaments und die Nebenwirkungen in "real life" zu beobachten.
Österreich sei Vorreiter
Österreich sei eines der ersten Länder europaweit, in denen das neue Medikament verschrieben werden könne, so McDonald. Österreich sei da "ganz vorne dran", was eine unbürokratische Verschreibung betreffe. Vom ersten Tag an, ab dem das Medikament erhältlich war, sei es verschreibbar gewesen. Es sei aber üblich, dass Schritt für Schritt vorgegangen werde. Die Therapie werde zugänglich gemacht, aber nur qualitätsgesichert. Es gehe dabei in erster Linie um die Qualität und die medizinische Sicherheit für die Patienten, nicht um die Kosten. "Wir prüfen das wissenschaftlich sehr genau."
"Harte Verhandlungen"
Die Kassen hätten in den vergangenen Jahren den medizinischen Fortschritt vollständig umgesetzt, Österreich sei ein Vorreiter europaweit. Alles, was einen Fortschritte bringe, werde genehmigt. Es gebe aber harte Verhandlungen mit den Pharmakonzernen damit die Medikamente leistbar werden. 30 Prozent der Medikamentenausgaben seine bereits auf hochpreisige Medikamente zurückzuführen: "Wir werden darüber mit der Pharmawirtschaft in ernste Gespräche treten."
Laut Leberspezialist Ferenci gebe es bereits ausreichend Daten aus den USA, dass das Präparat in 97 Prozent aller Fälle zu einer Heilung führe. Andere Experten stufen den Nutzen des Präparates als geringer ein. Rund 80.000 Menschen sind in Österreich von Hepatitis C betroffen
Auch in Deutschland ist diese Preisdiskussion voll entbrannt. Laut der Vorsitzenden des deutschen Ersatzkassenverbands vdek, Ulrike Elsner, stünden die Preise vielfach in keinem Verhältnis mehr zu den tatsächlichen Entwicklungs- und Produktionskosten. Die Pharmabranche sieht das anders: Die Preise sehen notwendig, um die Forschungskosten zu sichern.
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