Fast 50 Personen mit FSME im Spital - ist 2025 ein Zeckenjahr?

Zecke auf grünem Blatt
Die Zahl der FSME-Hospitalisierungen steigt in Österreich. Experten rufen dringend zur Impfung auf. Besonders Kinder und junge Erwachsene sollten ihren Impfschutz überprüfen.

Im Jahr 2025 wurden laut der Medizinischen Universität Wien österreichweit bei 43 Patienten FSME-Infektionen bestätigt, die einen Krankenhausaufenthalt erforderlich machten. Waren es vor knapp zwei Wochen noch 25 Hospitalisierungen, hat sich diese Zahl inzwischen fast verdoppelt. Absoluter Spitzenreiter ist Oberösterreich mit 17 Hospitalisierungen. Deutlich dahinter folgen als „wahrscheinlichste Infektionsorte“ die Steiermark mit 6 Fällen, Niederösterreich und Kärnten mit jeweils 5, Tirol mit 4 sowie Salzburg und die Steiermark mit je 3 Fällen.

Hotspot Oberösterreich

Im Kepler Universitätsklinikum in Linz wurden vier Kinder aufgrund einer FSME-Infektion medizinisch betreut. Zwei von ihnen hatten sichtbare Entzündungsherde im Gehirn – unter anderem mit der Folge von Nacken- und Armschwäche, die weiterhin physiotherapeutisch behandelt werden muss. Ein ausreichender Impfschutz hätte diese Infektionen verhindern können, heißt es in einer Aussendung der Klinik, in der dringend zur Impfung appelliert wird. „Wir rufen alle Eltern dringend dazu auf, den Impfschutz ihrer Kinder zu überprüfen – und, falls noch kein Impfschutz vorhanden ist, die Impfung durchzuführen. Es beginnt mit einer Grundimmunisierung, danach wird die Impfung einmalig nach drei Jahren, dann alle fünf Jahre aufgefrischt“, sagt Ariane Biebl, Infektiologin und Kinderärztin an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde des Kepler Universitätsklinikums.

Zeckenjahr 2025?

Damit stellen sich die Fragen: Haben wir ein Zeckenjahr – und wenn ja, warum? Liegt es daran, dass es mehr Zecken gibt, die in der Folge auch häufiger infiziert sind? Oder sind weniger Menschen geimpft? 

FSME ist kein saisonales Risiko mehr, postulierte der Österreichische Verband der Impfstoffhersteller bereits im April: „Wer seinen Körper nach einem Aufenthalt im Freien nach Zecken absucht und einen aufrechten Impfschutz gegen FSME hat, kann sein Krankheitsrisiko deutlich reduzieren.“

Mythen rund um Zecken sind nach wie vor weit verbreitet. Viele glauben, im Winter oder in Städten wie Wien vor Zecken sicher zu sein. Das sei laut Experten ein Irrtum. Zecken kommen heute flächendeckend in ganz Österreich vor – sogar in Höhenlagen bis zu 1.500 Metern und in städtischen Parks. Durch den Klimawandel breiten sie sich weiter aus.

Zudem lauern Zecken nicht auf Bäumen, sondern in niedriger Vegetation wie Gras, Sträuchern oder im Unterholz. Besonders Kinder sind gefährdet, da sie sich häufig genau dort aufhalten.

Ob 2025 tatsächlich ein Zeckenjahr wird, wird sich noch zeigen. Im Jahr 2024 wurden in Österreich 162 FSME-Hospitalisierungen registriert, 2023 waren es 109. Den bisherigen Höchstwert verzeichnete man im Jahr 2020 mit 225 Krankenhausaufenthalten aufgrund von FSME.

Impfschutz ist entscheidend

Eine länderübergreifende Studie aus Österreich, Deutschland, der Schweiz und Schweden hat das Bewusstsein für die durch Zecken übertragene Krankheit FSME untersucht. Insgesamt gaben 79 Prozent der Befragten an, die Erkrankung zu kennen und korrekt mit Zecken in Verbindung zu bringen. Die Ergebnisse zeigen jedoch deutliche Unterschiede zwischen den Altersgruppen. In der Altersgruppe der 18- bis 30-Jährigen zeigte sich ein vergleichsweise geringes Problembewusstsein: 34 Prozent der Befragten in diesem Segment gaben an, FSME nicht zu kennen oder den Zusammenhang mit Zecken nicht zu erkennen. Deutlich höher war das Wissen bei Personen zwischen 51 und 65 Jahren, die in der Studie als am besten informiert galten.

Vor dem Hintergrund dieser Erkenntnisse wird ein Zusammenhang mit der rückläufigen FSME-Durchimpfungsrate der vergangenen Jahre diskutiert. Das geringere Bewusstsein in einzelnen Bevölkerungsgruppen könnte ein möglicher Grund für die abnehmende Impfbereitschaft sein.

Albrecht Prieler, Impfreferent der Ärztekammer Burgenland, betont in diesem Zusammenhang die Bedeutung eines vollständigen Impfschutzes: „Wir dürfen aber nicht nachlässig werden, sondern sollten die Impfungen nachholen – und sie rechtzeitig auffrischen.“ Andernfalls sei ein weiterer Anstieg der Fallzahlen nicht auszuschließen.

Die Studienautoren sehen in gezielten Informationsmaßnahmen, insbesondere für jüngere Altersgruppen, einen möglichen Ansatz zur Verbesserung der FSME-Prävention. Die Entwicklung der Infektionszahlen wird von Fachkreisen weiterhin aufmerksam verfolgt.

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