Wegen Lockdowns: 1.000 nicht oder zu spät erkannte Brustkrebsfälle

Wegen Lockdowns: 1.000 nicht oder zu spät erkannte Brustkrebsfälle
Vor Brustkrebs-Monat Oktober. Innsbrucker Experte Christian Marth warnt vor den Folgen, Brustkrebsvorsorge nicht wahrzunehmen.

Der Direktor der Uniklinik für Gynäkologie und Geburtshilfe an der Medizinischen Universität Innsbruck, Christian Marth, hat vor den Folgen von nicht wahrgenommenen Brustkrebs-Vorsorgeuntersuchungen gewarnt. Vor allem während der Lockdowns hätten sich viele Männer und Frauen nicht untersuchen lassen. Während des ersten Lockdowns seien 60 Prozent weniger Brustkrebs-Neudiagnosen erfolgt, verdeutlichte er am Mittwoch in einer Aussendung die Problematik.

Im zweiten Lockdown gingen Frauen auch noch zögerlicher zur Vorsorge - erneut nahmen um 30 bis 40 Prozent weniger die Empfehlung wahr. "Wir gehen davon aus, dass in ganz Österreich bei rund 1.000 Frauen Brustkrebs nicht oder deutlich verspätet diagnostiziert worden und inzwischen deutlich weiter fortgeschritten ist", sagte Marth. Doppelt so viele Patientinnen würden nun erst dann kommen, wenn sie bereits Symptome haben. "Auch in Zeiten einer Pandemie darf man andere Krankheiten nicht vergessen", appellierte der Mediziner anlässlich des Brustkrebs-Monats Oktober.

Bedeutung von Studien

Marth wies auf die hohe Bedeutung von Studien hin, wobei mittlerweile viele Frauen von sich aus nach der Teilnahme an einer Studie fragen würden. "Die Patientinnen begreifen, dass eine Studie eine Chance ist, heute schon die Therapie von morgen zu erhalten", berichtete der Klinikchef. Derzeit werde etwa bei einer von den aktuell 15 durchgeführten Studien erforscht, "ob es uns gelingt, Tumore bereits vor einer Operation verschwinden zu lassen, in dem wir Chemo- und Immuntherapie kombinieren".

Allerdings wisse man derzeit noch nicht genau, für welche Patientinnen die Immuntherapie geeignet sei. Daher forsche man an entsprechenden Biomarkern, die besser vorhersagen sollen, wer auf diese spezielle Therapie anspricht. Derzeit würden nur 15 bis 20 Prozent auf eine Immuntherapie ansprechen. "Dieser Anteil ist noch gering", meinte Marth.

Auch für Männer ein Thema

Marth erinnerte daran, dass auch Männer an Brustkrebs erkranken können. "Selten, aber doch werden auch Männer in der Gynäkologie behandelt", 2018 erkrankten 63 Männer in Österreich an der Krebsform. "Dadurch, dass Männer weniger Fettgewebe in der Brust haben, können Knoten zwar leichter ertastet werden. Im Gegensatz zu Frauen denken sie aber weniger daran, dass es sich um Brustkrebs handeln könnte". Daher würden sie auch oft erst dann zum Arzt gehen, wenn die Symptome bereits da seien, sagte Marth.

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