Typ-2-Diabetes: Pflanzliche Kost kann Lebensdauer verlängern

Dass eine Ernährung mit starkem Fokus auf pflanzliche Lebensmittel gesund ist und die Lebenserwartung verlängern kann, ist bekannt. Doch stellt sich die Frage: Gilt das auch für Menschen mit Typ-2-Diabetes? Die Antwort ist eindeutig: ja. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Deutschen Diabetes-Zentrums (DDZ), der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf sowie des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) haben dies nun im Rahmen einer umfangreichen Studie belegt. Entscheidend ist dabei allerdings nicht allein der Verzicht auf Fleisch und Milchprodukte – vielmehr kommt es auf die Qualität der pflanzlichen Kost an. Besonders profitieren Personen mit einem höheren HbA1c-Wert, größerem Taillenumfang oder einer frühen Diabetesdiagnose.
Menschen mit Typ-2-Diabetes tragen ein deutlich höheres Risiko für Folgeerkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und sterben im Schnitt früher als Personen ohne Diabetes. Ernährung beeinflusst den Krankheitsverlauf maßgeblich. Bisher war jedoch unklar, ob eine pflanzenbetonte Ernährung, die vor allem Gemüse, Obst, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Nüsse und Samen einschließt, auch für diese Patientengruppe einen eindeutigen Überlebensvorteil bietet. Zwar empfehlen Ernährungsfachkräfte häufig eine vegetarische oder pflanzenbasierte Kost, doch beruhen viele wissenschaftliche Belege bislang überwiegend auf Daten aus der Allgemeinbevölkerung.
21 Prozent geringeres Sterberisiko bei stark pflanzenbasierter Lebensweise
Ein Forschungsteam des DDZ hat hierfür die Daten von 4.829 Teilnehmenden mit Typ-2-Diabetes aus der UK Biobank – einer der weltweit größten Gesundheitsstudien – analysiert. Die Gesundheit dieser Personen wurde über mehr als elf Jahre hinweg beobachtet. Das Ergebnis: Teilnehmende mit einer stark pflanzenbasierten Ernährungsweise hatten ein um 21 Prozent geringeres Sterberisiko als diejenigen, die weniger pflanzliche Lebensmittel konsumierten. Eine ungesunde Variante der pflanzenbetonten Ernährung – gekennzeichnet durch viele raffinierte Getreideprodukte, gezuckerte Getränke und frittierte Speisen – ging hingegen mit einem 24 Prozent höheren Sterberisiko einher.
„Unsere Studie zeigt, dass Menschen mit Typ-2-Diabetes von einer pflanzenbetonten Ernährung profitieren können – vorausgesetzt, die Ernährung ist qualitativ hochwertig“, betont Michael Roden, wissenschaftlicher Geschäftsführer und Vorstandssprecher des DDZ sowie Direktor der Klinik für Endokrinologie und Diabetologie am Universitätsklinikum Düsseldorf. „Pflanzenbetont heißt also nicht automatisch gesünder. Wichtig ist, bewusst auf nährstoffreiche Lebensmittel zu setzen.“
- Pflanzenbetonte Ernährung
Im Mittelpunkt stehen pflanzliche Lebensmittel wie Gemüse, Obst, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und Nüsse. Innerhalb dieser Ernährungsweise gibt es Unterschiede: Eine gesunde Form enthält reichlich Vollkorn, Gemüse, Hülsenfrüchte und Nüsse. Eine weniger gesunde Variante setzt stärker auf Weißbrot, Süßwaren oder frittierte Snacks. Auf tierische Produkte wird nicht vollständig verzichtet. - Vegetarische Ernährung
Vegetarierinnen und Vegetarier verzichten auf Fleisch und Fisch, verzehren jedoch in der Regel Milchprodukte und Eier. Je nach Ausprägung unterscheidet man verschiedene Varianten, zum Beispiel Ovo-Lacto-Vegetarier (mit Milch und Eiern) oder Ovo-Vegetarier (mit Eiern, aber ohne Milchprodukte). - Vegane Ernährung
Vegan lebende Menschen ernähren sich ausschließlich pflanzlich und meiden sämtliche tierische Produkte – dazu zählen auch Milch, Eier und Honig.
Besonders wirksam für bestimmte Patientengruppen
Darüber hinaus prüften die Forschenden, ob sich Unterschiede zwischen verschiedenen Subtypen des Typ-2-Diabetes feststellen lassen. Diese Unterscheidung ist von Bedeutung, da Betroffene sehr unterschiedliche Krankheitsverläufe haben – etwa in Bezug auf Diagnosezeitpunkt, Blutzuckereinstellung oder Taillenumfang. Besonders deutlich zeigte sich der Nutzen einer pflanzenbetonten Ernährung bei Personen mit erhöhtem HbA1c, größerem Bauchumfang, frühem Krankheitsbeginn oder längerer Erkrankungsdauer.
„Das deutet darauf hin, dass pflanzenbetonte Ernährungsformen besonders bei Menschen mit ungünstigen Stoffwechselwerten oder erhöhtem Risiko wirksam sind und einen wichtigen Beitrag zu einer personalisierten Ernährungsmedizin für Menschen mit Typ-2-Diabetes leisten können“, erklärt Sabrina Schlesinger, stellvertretende Direktorin des Instituts für Biometrie und Epidemiologie am DDZ und Seniorautorin der Studie.
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