Falsche Infos: TikTok-Ratschläge zur Verhütung riskant für Junge

Ein Mädchen schaut auf ihr Smartphone während es im Bett liegt.
In einer Studie wurden 100 TikTok-Videos zum Thema Verhütung mit knapp 5 Milliarden Aufrufen analysiert. Das Ergebnis: Oft enthalten sie Fehlinformationen.

TikTok ist für viele Teenager und junge Erwachsene eine wichtige Informationsquelle – in sämtlichen Lebensbereichen. Australische Forschende der La Trobe University in Melbourne wollten wissen, wie es um die Zuverlässigkeit von TikTok hinsichtlich Verhütung steht und analysierten 100 Videos zum Thema mit fast 5 Milliarden Aufrufen und 14,6 Millionen Likes. 

Das Ergebnis: In mehr als der Hälfte der TikTok-Videos (53 %) wurden hormonelle Verhütungsmittel abgelehnt, in einem Drittel (34 %) äußerten die Ersteller Misstrauen gegenüber medizinischem Fachpersonal. Am häufigsten diskutiert wurden das Wissen um die eigene Fruchtbarkeit und wie man seinen eigenen Zyklus verfolgen kann (38 %) sowie die Pille (35 %).

Natürliche Verhütungsmethoden werden beworben, ohne Grenzen aufzuzeigen

Studienautorin Caroline de Moel-Mandel sieht in TikTok zwar eine wachsende Informationsquelle, jedoch „unzuverlässig und von schlechter Qualität, was junge Menschen unter Druck setze, Fakten von Fiktion zu unterscheiden.“ Viele TikTok-Ersteller hätten natürliche Verhütungsmethoden beworben, „ohne deren Grenzen offenzulegen, zu denen die genaue Verfolgung von Hormonschwankungen, Motivation und Partnerkooperation gehört.“ Wichtig ist, dass sie nicht erwähnten, dass diese Methoden im Allgemeinen unwirksam sind, wenn sie allein angewendet werden. Diese Art von Fehlinformationen, kombiniert mit einem wachsenden Misstrauen gegenüber medizinischem Fachpersonal, kann zu unsicheren Entscheidungen und letztendlich zu ungewollten Schwangerschaften führen.

Nur 10 Prozent der Videos stammten von Gesundheitsexperten. Der Großteil enthielt persönliche Erfahrungen, Meinungen von Influencern oder Ratschläge von „Hormongesundheitscoaches“ und Wellness-Pädagogen. Laut Co-Autorin Megan Bugden verstärke TikToks Algorithmus die Reichweite dieser Stimmen, obwohl Expertenvideos im Durchschnitt mehr Likes und Follower erhielten.

„Soziale Medien verändern die Beziehungen zwischen Gesundheitsdienstleistern und Patienten“, sagte Bugden. „Wir ermutigen medizinisches Fachpersonal, durch gemeinsame Entscheidungen über Verhütungsmittel das Vertrauen wiederherzustellen. Dies kann die Patientenzufriedenheit erhöhen und die Zahl unzuverlässiger Informationen im Internet verringern.“

Auch Frauen- und Gesundheitsorganisationen hätten eine wichtige Rolle. „Junge Menschen haben ein Recht auf genaue Informationen, um fundierte Entscheidungen zur Verhütung treffen zu können, unabhängig von ihrer Herkunft oder ihren finanziellen Mitteln“, betonte Bugden. „Öffentliche Gesundheitsorganisationen sollten mit Social Influencern zusammenarbeiten, um durch Botschaften, die bei jüngeren Zielgruppen Anklang finden, Informationen über sichere und wirksame Verhütungsmittel zu verbreiten.“

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