Schizophrenie: Neue Therapieoption mit wöchentlicher Einnahme

Frau mit Wasserglas und Tablette
Ein Arzneimittel in Tablettenform, das nur einmal wöchentlich eingenommen werden muss, könnte in Zukunft die Behandlung von Schizophrenie erleichtern.

Nach den engsten Diagnose-Kriterien leiden weltweit 0,3 bis 0,6 Prozent der Menschen an einer Schizophrenie. In Österreich wird von jährlich rund 1.000 Neuerkrankungen ausgegangen. Zur Behandlung von Schizophrenie und von sogenannten schizoaffektiven Störungen wird bereits seit Jahren der Wirkstoff Risperidon, ein sogenanntes atypisches Antipsychotikum, erfolgreich eingesetzt. Doch es gibt ein Problem: Auf die Einnahme der kurz wirksamen, täglich einzunehmenden Risperidon-Tabletten wird oft vergessen. Auf der anderen Seite gibt es Depot-Injektionen. Sie werden zum Beispiel alle zwei oder alle vier Wochen verabreicht. Doch diese Form der Einnahme wird von Patienten oft abgelehnt oder steht aus anderen Gründen nicht zur Verfügung.

"Eines der größten Hindernisse in der Versorgung von Menschen mit Schizophrenie ist, dass die Medikamente nicht konsequent eingenommen werden", sagte Leslie Citrome, Psychiater am New York Medical College, zu der Studie, die er und seine Co-Autoren in "Lancet Psychiatry" vor kurzem veröffentlicht haben." So sei die Möglichkeit, Medikamente einmal wöchentlich oral einzunehmen, eine wichtige Option, die die Therapietreue vieler Patienten verbessern könne und schlechte gesundheitliche Ergebnisse wie Rückfälle, Suizide und erneute Krankenhausaufnahmen bei diesen Patienten verringern."

Die neuartige, einmal wöchentlich einzunehmende Kapsel mit dem Antipsychotikum Risperidon, LYN-005, zeigte in einer Phase-3-Studie an Patienten mit Schizophrenie oder schizoaffektiver Störung einen ähnlichen Effekt und  eine Kontrolle der Symptome wie tägliche Dosen des Medikaments. Damit könnte eine Brücke zwischen notwendiger täglicher Einnahme von Tabletten mit dem Wirkstoff Risperidon und Langzeit-Depotinjektionen geschlagen werden. 

Neue Formulierung entwickelt

Das US-Pharmaunternehmen Lyndra hat gemeinsam mit Wissenschaftern des Massachusetts Institute of Technology (MIT) und vom Brigham and Women's Hospital in Boston die Entwicklung der neuen Formulierung (LYN-005) vorangetrieben. "Die untersuchte Verabreichungsform ist etwa so groß wie eine Multivitamin-Kapsel. Einmal geschluckt, entfaltet sie sich zu einem 'Stern', um den schnellen Weitertransport vom Magen in den Darm zu verhindern. Langsam lösen sich die Schichten auf, die 'Pille' wandert erst dann weiter", heißt es beim Medizin-Informationsdienst Medscape.

Die Wirksamkeitsstudie ("Starlyng-1") umfasste 83 Patienten im Alter von 18 bis 64 Jahren an fünf US-Standorten, die mindestens zwei Jahre lang an Schizophrenie oder einer schizoaffektiven Störung litten, sechs Wochen oder länger mit einem oral verfügbaren Antipsychotikum behandelt worden waren und einen stabilen Zustand erreicht hatten. Die Teilnehmer durften innerhalb der vorangegangenen sechs Monate auch keine Krankenhauseinweisung wegen sich verschlimmernder Schizophrenie gehabt haben.

Nach sieben Tagen unter einer Therapie mit den normalen Risperidon-Tabletten (zwei oder sechs Milligramm) erhielten die Teilnehmer fünf wöchentliche Dosen von LYN-005 (15 oder 45 Milligramm). Während der klinischen Studie wurden die Probanden teilweise stationär in eine Klinik aufgenommen, um die notwendigen Blutabnahmen durchgängig zu gewährleisten. Die Patienten wurden zur Sicherheit vier Wochen nach Ende der Behandlung weiter beobachtet.

Ähnliche Konzentrationsspiegel im Körper

Die neue Risperidon-Formulierung zeigte jedenfalls ähnliche Konzentrationsspiegel im Körper wie die täglich einzunehmenden Tabletten, es gab aber im Gegensatz zu diesen keine so ausgeprägten Wirkstoffspitzen. 68 Prozent der Patienten und 53 Prozent der behandelnden Ärzte gaben an, mit der Behandlung zufrieden bis sehr zufrieden zu sein. Von den 67 Studienteilnehmern, die zumindest eine der Langzeit-Risperidon-Kapseln einnahmen, gaben 56 das Auftreten von Nebenwirkungen an, neun brachen die Behandlung ab. Die Studie insgesamt wurde aber wegen des eingetretenen Erfolgs mit einer gleich bleibenden Wirksamkeit im Vergleich zu der Behandlung vorher vorzeitig beendet. Es gab keine unerwarteten Sicherheitssignale bezüglich Nebenwirkungen. 

Ziel sei eine Verbreiterung der Behandlungsmodalitäten, so die Studienautoren. 

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